Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (1)

geralt - virtuelle Kolleg:innen
Ungefähre Lesezeit (inklusive oft umfangreicher Anmerkungen und Fußnoten): 33 Minuten

Cyberspace. Eine Konsens-Halluzination, tagtäglich erlebt von Milliarden zugriffsberechtigter Nutzer in allen Ländern, von Kindern, denen man mathematische Begriffe erklärt […] Eine grafische Wiedergabe von Daten aus den Banken sämtlicher Computer im menschlichen System […]

William Gibson 2021, 18 % [1]William Gibson (2021): Neuromancer. Zum Vergleich: „Wenn wir einmal unser Zentralnervensystem zur elektromagnetischen Technik ausgeweitet haben, ist es nur mehr ein Schritt zur Übertragung unseres … Continue reading

2016, als ich das erste Mal William Gibson und seine Newromancer Trilogie erwähnt habe, war es im Rahmen des zweiten Teils zweier zusammenhängender Blogbeiträge. Was in obigem Zitat, das ebenfalls aus Newromancer stammt, zum Ausdruck kommt, ist die kollaborative und mediale Bedingung für menschliches Zusammenleben. Die skizzierten „Kollektivsubjekte“[2]Max Weber (1922) beispielsweise verneint in den gesammelten Aufsätzen zur Wissenschaftslehre die Annahme einer „Kollektivpersönlichkeit“ (S. 514) für die Soziologie. scheinen allerdings in einer fiktiven, im Sinne von erdachten, Welt zu leben. Zudem scheint das Kollektiv die persönliche und individuelle Handlungsautonomie auszuschalten.[3]Besonders prägnant wird das in Star Trek gezeichnet. Hier sind die Borg als Kollektivwesen die erbitterten Gegner der Menschen, die alles assimilieren. „Der Name Borg stützt sich auf die Idee … Continue reading Deshalb kommt eine so gezeichnete Subjektivität normalerweise als Schreckensszenarium daher. Auch wenn sie meist auf die rein technischen und physischen Möglichkeiten, beispielsweise eine direkte Computervernetzung der Gehirne, abzielen: Science-Fiction-Filme wie „Matrix“ zeigen etwas ganz zentrales menschlicher Zusammenarbeit auf: das kollaborative Vorgehen im Sinne einer „gemeinsamen Aufgabe, die durch und für die Gruppe konstruiert und aufrechterhalten wird“.[4]Stahl, Koschmann und Suthers (2006): Computer-supported collaborative learning: An historical perspective. In: R. K. Sawyer (Ed.), Cambridge handbook of the learning sciences. S. 409 – 426. … Continue reading

Die kollaborative Blogreihe

Tiefer zu ergründen, wie der Handlungszusammenhang im digitalen oder virtuellen Raum beschaffen ist, war bereits 2016 mein Anliegen. Die leitende Idee war und ist die, daß Menschen als Akteure im Raum sind und erst ihre Handlungen überhaupt Räume, im Unterschied zu physischen Orten, konstituieren. Dieser dritte Beitrag acht Jahre später, den ich aufgrund seines Umfangs in zwei Teilen ausführe, setzt die Erkundung fort. Er dient, zusammen mit dem dritten Teil, einem Preprint als Zusammenfassung und soll den sozialontologischen Blick auf das kollaborative Handeln in virtuellen „Aktionsräumen“[5]Den Begriff Aktionsraum übernehme ich von Elisabeth Strökers philosophischen Untersuchungen zum Raum anhand der Rezension von Joachim Hölling. Vgl. dazu Hölling, Joachim (1968): Philosophische … Continue reading in Hinblick auf den virtuellen Raum als medialen Raum erweitern.

Dabei gehe ich in diesem ersten Teil auf das kollaborative Handeln in Organisationen ein, um es mit den medientheoretischen Überlegungen von McLuhan[6]Ich werde nur auf die Grundsätze und Ideen von ihm eingehen, ihm jedoch nicht in seinen Wertungen folgen, ob das jeweils für die Menschen gut oder schlecht ist oder auch gesellschafltich betrachtet … Continue reading zu verschmelzen. Im Anschluss daran werde ich diese Erkenntnisse zweifach aufheben im hegelschen Sinne einer Weiterführung auf einen neuen Stufe. Diese neue Stufe wird dann im zweiten Teil die Basis für den globalen Informationsraum als medialen Raum und das Thema der Gruppenkognition bilden. Beide Male werde ich diesmal schauen, geeignete Bilder oder Grafiken zur Veranschaulichung einzubinden, um dem medialen Anspruch gerecht zu werden.

Auch dieses Mal ging es mir beim Schreiben des Blogbeitrages so, dass mich das Thema wirklich in den Bann gezogen hat. Mit der sehr unmittelbaren Folge, dass der geplante Beitrag zu lang für einen einzigen Eintrag geworden ist, gerade weil er viele Belege und Verweise in den Fußnoten beinhaltet. Der Text selbst sollte durch sein Design aber gut lesbar sein. Er ist auch deutlich kürzer als die angegebenen Minuten an Lesezeit nahelegen. Bevor es losgeht noch ein Überblick über die Serie, die später die Grundlage eines Preprints bilden und einen vierten Teil umfassen wird:

  1. Der digitale Handlungsraum (1)
  2. Handeln im Cyberspace (2)
  3. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (3-1)
  4. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium (3-2)

geralt - virtuelle Kolleg:innen
Bild (auch Beitragsbild): geralt – virtuelle Kolleg:innen auf Pixabay. Das Bild drückt bereits im Titel aus, um was es in diesem Blogbeitrag geht, wenngleich noch keine Gruppen oder Teams darin auftauchen. „Der Pragmatismus eröffnet die Möglichkeit, die technische Konstruktion als Teil der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit zu begreifen.“[7]Rammert, Werner (2009): Die Pragmatik des technischen Wissens oder: ‚How to do Words with things‘, S. 2). Lizenzfreie Verwendung unter den Bedingungen von Pixabay.

Das Medium als sinnliche Massage

Das ist in der Tat der erste Zugang, dass er von den Sinnen ausgeht, dass er die Sinneserweiterungen, die Sinnesprothesen untersucht: Wahrnehmung ist dasjenige, was überhaupt erst durch mediale Prozesse konstituiert wird […] es geht um die Formierungsprozesse selber und das ist die eigentliche Botschaft.

Dieter Mersch, zitiert nach Peter Leusch 2011[8]Peter Leusch (2011): Das Medium ist die Botschaft. Deutschlandfung vom 21.07.2011.

Als Marshall McLuhan mit einem seiner Bücher das für die Überschrift abgewandelte Zitat „Das Medium ist die Massage“ prägte[9]Der Setzer hatte das E mit einem A verwechselt, deshalb Massage. McLuhan war von diesem Fehler offenbar total begeistert und soll gesagt haben: „Lasst es so. Es ist großartig und genau … Continue reading war er der Überzeugung, dass Medien zutiefst die Art und Weise prägen, wie wir Menschen die Welt wahrnehmen, und zwar je auf ihre Art. Er beschreibt für Medien im Prinzip das, was E. A. Rauter für die Arbeit beschrieben hat,[10]Rauter, Ernst Alexander (2010): Vom Faustkeil zur Fabrik. Warum die Werkzeuge die Menschen und die Menschen die Werkzeuge verändern. Wolfgang-Abendroth-Stiftungsgesellschaft, München. Dabei folge … Continue reading wenn er in Variationen ausführt, dass Menschen Werkzeuge formen und die Werkzeuge, in diesem Fall die Medien, wiederum die Menschen formen.[11]McLuhan wird oft fälschlicherweise das Zitat „We shape our tools and then our tools shape us“ untergeschoben, das er jedoch in dieser Form nirgends erwähnt, obwohl es inhaltlich … Continue reading Jenseits natürlicher Bedingungen wie Licht und Luft als primäre Medien sind Medien untrennbar mit Techniken verbunden. Gerade als Technologien, so seine Argumentation, entfalten sie ihre Wirksamkeit genauso, wie sie umgekehrt die Wirklichkeit der Menschen prägen und mitgestalten. Das tun sie für ihn unabhängig von den konkreten Inhalten.[12]In einem Interview für das ABC Radio führt er das anhand des Mediums bzw. der Technik des Telefons näher aus: „The telephone as a service is a huge environment. And that is the medium. And … Continue reading Gerade deshalb fängt „seine geistreiche Formel […] die gestaltende Kraft der Techniken ein.“[13]Wolfgang Krohn (2002): Technik als Lebensform – Von der aristotelischen Praxis zur Technisierung der Lebenswelt. Seine anthropomorphe Betrachtung geht davon aus, dass die menschliche Wahrnehmung wesentlich ästhetischer Natur ist.[14]Insbesondere in der Philosophie bezeichnet Ästhetik (von aísthēsis = Wahrnehmung, Empfindung) auch Theorien der sinnlichen Wahrnehmung. Eine Orientierung an den Sinnen, wie McLuhan sie vollzieht, stellt in meinen Augen ein sehr gutes analytisches Vorgehen dar, weil es die Phänomene in ihrer Wirkung unabhängig von den Technologien erfassen kann.[15]„Therefore, anything aesthetic (in the literal sense of aisthesis, perception) is, by strict technical definition, analog […] Consequently, there is no such thing as digital media, only … Continue reading

Medien als Technologie

In Ermangelung eines Tätigkeitswortes für ‚Technik tun‘ oder ‚etwas technisch machen‘ bezeichnen wir mit Technisierung die besondere formgebende Praxis, Elemente, Ereignisse oder Bewegungen, kunstfertig und effektiv in schematische Beziehungen von Einwirkung und notwendiger Folge zusammenzusetzen.

Werner Rammert 2006, S. 7f[16]Rammert, Werner (2006): Technik, Handeln und Sozialstruktur: Eine Einführung in die Soziologie der Technik, Hervorhebung im Original kursiv. Hierzu auch 2005, S. 3: „Die Orientierung amVorbild … Continue reading

Medien als Technologien lassen sich also mit McLuhan sehr gut mittels einer anthropomorphen Techniksoziologie und -philosophie betrachten. Techniken wiederum sind unter dieser Hinsicht erst einmal ein integraler Bestandteil von Gesellschaften und, als Ergebnis sozialen Handelns, „selbstverständlicher Teil der Sozialstruktur“.[17]Rammert 2006, S. 3. Technologien stellen „material vermittelte soziale Institutionen“[18]A.a.O., S. 6 dar. Sie bestehen nicht nur aus den sichtbaren Artefakten wie etwa dem Computer am Arbeitsplatz, sondern wesentlich aus der dazu notwendigen Infrastruktur, um sie sinnvoll nutzen zu können. Für den täglichen Gebrauch ist technisches Handeln unumgänglich. Dieses wiederum stellt nicht nur rein instrumentelle Vollzüge dar, sondern beinhaltet, insbesondere im Arbeitskontext, „kooperative Abstimmung, interaktive Aneignung und manchmal auch innovative Umgestaltung“.[19]A.a.O. Technik wird also immer auch – und das in einem ganz wörtlichen Sinn – von Menschen gemacht oder getan, wenngleich uns dafür mindestens im deutschen ein adäquates Verb fehlt. Technisches Handeln ist dabei kein individuelles Vorhaben, es ist ein gemeinschaftlich vollzogener Prozess. Das gilt selbstverständlich auch für Medien als Technologien: sie sind „vermittelnde […] Elemente sozialer Handlungen“.[20]A.a.O.,S. 5

Als Technologien gesehen lassen sich Medien in sekundäre, tertiäre und quartäre Kommunikationsmittel einordnen.[21]Zur Klassifizierung von Medien nach wie vor ungeschlagen „mein“ Standardwerk Sozialpsychologie des Internet von Nicola Döring (2003). Hier als zweite vollständig überarbeitete und … Continue reading Diese Einordnung erfolgt daran orientiert, inwiefern technische Gerätschaften als notwendige Infrastruktur[22]„Infrastrukturen richten Medienpraktiken zu“ (Dang-Anh, Mark; Pfeifer, Simone; Reisner, Clemens & Villioth, Lisa (2017)(Hrsg.): Medienpraktiken. Situieren, erforschen, reflektieren, … Continue reading rein zur medialen Herstellung und Übertragung (sekundär) oder aber auch zur Nutzung (tertiär) notwendig sind.[23]„Medienpraktiken benötigen gewisse Infrastrukturen, um ‚funktionieren‘ zu können, andererseits bringen Medienpraktiken Infrastrukturen hervor“ (a.a.O.). Quartär sind Medien dann, wenn es sich nicht nur um eine passive Möglichkeit der Verwendung handelt, die Nutzer:innen also selbst aktiv den Kommunikationsprozess mitgestalten können. Sofern Kommunikation nicht als rein technische Informations- oder Datenübermittlung verstanden wird lassen sich Medien begrifflich – als generell vermittelnde Elemente (lat. medium = Mitte, Mittelpunkt) – relativ problemlos in Kommunikationsmittel übersetzen. Das Internet ist dabei nicht als Medium zu betrachten, sondern als technologische und weltumspannende „Informations- und Kommunikations-Infrastruktur“,[24]Döring 2003, S. 43 als Bedingung der Möglichkeit, so würde Kant wohl formulieren, von vielfältigen Medien im Sinne von Internet-Diensten oder digitalen Plattformen und ihrer medialen Nutzung als virtuelle Räume.[25]Das Internet „ist kein Medium, sondern die Bedingung der Möglichkeit von Medialität“. Vgl. hierzu Noller, Jörg (2021): Philosophie der Digitalität, S. 39 – 54. S. 50


Exkurs: Computer tun

Wie eng der Zusammenhang zwischen Technologien und zielgerichteten Handlungen von Menschen im Sinne eines Technik-Tuns tatsächlich ist,[26]„‚Mit den Dingen etwas sagen‘ soll heißen, wann immer Dinge gemacht oder mit Dingen etwas getan wird, werden Worte gemacht, Aussagen getroffen und wird Bedeutung gestiftet. … Continue reading zeigt für mich gut die Entstehung des Begriffs Computer. Die ersten Rechner[27]„Die Angestellten, die rechneten, hießen nach ihrer Tätigkeit – Computer, die Rechner“ (Schulz, Roland (2015): Als Computer weiblich waren.). in Organisationen waren diejenigen Angestellten, welche mathematische Informationen lieferten und medial prozessierten. Computer war genauer eine Berufsbezeichnung für Hilfskräfte, die „immer wiederkehrende Berechnungen […] ausführten“.[28]„Dieser Beruf wurde vorwiegend von Frauen ausgeübt“ (Wikipedia: Computer. Stand: 12.05.24). Insbesondere „im angelsächsischen Sprachgebrauch“[29]Baukrowitz, Boes & Schmiede (2000): Die Entwicklung der Arbeit aus der Perspektive ihrer Informatisierung, S. 4 wurden sie folgerichtig auch so genannt. Die Informatik als technisches Fach war zu dieser Zeit noch so neu, dass es auch „noch kein rechtes Wort für dieses Tun gab.“[30]Schulz 2015 Programmieren hieß deshalb beim ersten digitalen und turingfähigen Computer[31]Der Electronic Numerical Integrator and Computer, kurz ENIAC, „war als Universalrechner ausgelegt – also nicht auf einen einzelnen Zweck ausgerichtet, sondern potenziell in der Lage, jede … Continue reading der Welt „stöpseln“.[32]„Weil es so viel Verkabeln mit sich brachte, nannten die sechs Frauen es Stöpseln“ (a.a.O.). Gemeint war damit das richtige Verlegen und Anstecken der Kabel. Dazu krochten „die ENIAC-Frauen[33]Wikipedia: ENIAC am 20.05.2024. „Techniken und Methoden wurden von den ‚ENIAC girls‘ erarbeitet.“ Verlinkt ist auf die etwa 60minütige Klangkomposition ENIAC girls von Udo … Continue reading beständig „in den Innereien der Maschine umher“. So erkundeten sie die Schaltkreise „und die Logik dahinter“. Am Ende konnten sie „den Kabelsalat mit den zu lösenden Gleichungen in ihrem Kopf in Einklang bringen“ und begannen dadurch, „der Maschine Aufgaben“[34]Schulz 2015 einzustöpseln.[35]„Der Philosoph und Anthropologe Ernst Cassirer hatte schon die Technik neben Mythos, Logos und Kunst als eine vierte ’symbolische Form‘ angesehen: In ihr drücken sich die Menschen … Continue reading

In der noch jungen Informatik zum Ende des zweiten Weltkriegs „waren fast alle Computer Frauen.“[36]Schulz, Roland (2015): Als Computer weiblich waren; Siehe auch Anderson, Jenna (2017): ‚HER’story of the Tech Industry: When Women Were Computers. Frauen waren es auch, die ENIAC, den ersten universellen Computer der Welt, programmierten, indem sie ihn händisch für jede Aufgabe neu verkabelten. Das Programmieren musste also im Wortsinne getan werden.[37]„Der Pragmatismus lenkt die Aufmerksamkeit auch auf das Tüfteln und Basteln, das notwendig ist, um technisches Wissen in konkrete Apparate, Maschinen und Programme zu verwandeln. Er untersucht … Continue reading Wie sehr diese frühe Computertechnik ein kollaboratives Handeln im Sinne eines Technik-Tuns darstellt, weil es wesentlich eine Gruppe von sechs Frauen war, die diese Tätigkeit vollzog, soll dieses Bild symbolisieren. Dabei ist es keinesfalls zufällig, dass diese Leistung bei der weiteren Entwicklung der Computer als Hardware – und damit Infrastruktur für Medien – nie erwähnt wurde.[38]„This devaluation of women’s work resulted in a new division of jobs in the computing industry based on gender. Hardware, or the production and development of the machines themselves, was … Continue reading
Bild: Im Wikipedia Artikel[39]A.a.O. heißt es zum Bild: „Programmiererin Jean Jennings (links) und Frances Bilas Spence (rechts) arbeiten 1945 am ENIAC-Bedienfeld […]“. Das Foto dagegen ist lediglich so benannt: „Two Women operating ENIAC“ auf Wikimedia Commons. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons BY-SA.

Prothetische Medien

I said that the effect of TV, the message of TV is quite independent of the program. That is there is a huge technology involved in TV which surrounds you, physically. And the effect of that huge service environment on you personally is vast. The effect of the program is incidental.

Marshall McLuhan 2013[40]McLuhan, Marshall (2013): The Medium is the Message

Bei einer sich wechselseitig aufeinander beziehenden Kommunikation in analoger Präsenz, also in Face-to-Face Situationen, können im Prinzip „alle Sinnesmodalitäten (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) involviert“ sein.[41]Döring a.a.O., S. 39; Kursiv im Original. Auch der Körper und seine Dekoration kann in solchen Situationen als kommunikatives Symbol interpretiert werden. Der Körper alleine weist jedoch nicht die Struktur und Differenziertheit einer zweckgerichteten Sprache auf und ist deshalb nicht mit einem gestischen oder sprachlichen Ausdruck zu verwechseln, den Menschen damit machen können. Die Übertragung der nichtsprachlich-gestischen und sprachlich-lautlichen Symbole einer „Anwesenheitsgesellschaft“[42]Schlögl, Rudolf (2008): Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der Frühen Neuzeit, S. 589 ist an die natürlichen bzw. primären Medien Luft und Licht gebunden und in ihrem Wirkungskreis sehr begrenzt. Bereits sekundäre analoge Medien verstärken und erweitern die sprachlichen Kommunikatonsmöglichkeiten enorm, wie nicht nur anhand des Zeitungsbriefs der Neuzeit gut gezeigt werden kann. Mit dem Übergang von der Sprache zum geschriebenen oder gedruckten Wort fallen sinnlich bereits das Riechen und Schmecken weg. Noch viel weitreichender aber ist, dass sich damit bereits analog „die Auflösung des [kollektiven] Entstehungskontextes einer Äußerung“[43]„Während in Interaktionskommunikation schon wegen der Beobachtungsverhältnisse weder vom Kontext noch vom mitteilenden Alter Ego abgesehen werden kann, ist eine gedruckte Äußerung … Continue reading ergibt.[44]Letzteres wiederum erlaubt es für McLuhan, über den Buchdruck die persönliche Reichweite eines Autors in Raum und Zeit zu erweitern und literarischen Ruhm bzw. geistiges Eigentum zu schaffen … Continue reading

McLuhan greift diesen Umstand auf und interpretiert Medien als Technologien, „mittels derer der Mensch mit der Welt in Beziehung tritt“.[45]Krotz 2001, S. 66 Sie stellen eine Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten und Anlagen dar, eine „prothetische Ergänzung des Körpers“.[46]Westermann, Bianca (2010): Prothese oder Cyborg? Zur kulturellen Aktualität des Verhältnisses von Technik und Körper, S. 36 | [47]So – ziemlich eindeutig – auch der Titel und Inhalt seines zweiten wichtigen Werkes von 1964, Understanding Media. Extensions of Man. „It is a persistent theme of this book that all … Continue reading Die „verschiedenen Hinausstellungen unserer Sinne“[48]McLuhan, Marshall (2011): Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typografischen Menschen, S. 56 bewirken für ihn im medialen Gebrauch geänderte Gewichtungen,[49]„Einfacher gesagt: wenn eine neue Technik den einen oder anderen unserer Sinne auf die soziale Umwelt ausweitet, dann werden sich in dieser bestimmten Kultur neue Verhältnisse zwischen allen … Continue reading denn Medien weiten für ihn meist nur „einen einzelnen Sinn aus“.[50]Heilmann, Till A. (2010): Digitalität als Taktilität. McLuhan, der Computer und die Taste, S. 125–134, S. 126). So sind Menschen in literalen Gesellschaften bildlich gesprochen „‚Augenmenschen‘, Menschen in oralen Stammesgemeinschaften hingegen ‚Ohrenmenschen'“.[51]A.a.O. Medien verändern als technische Erweiterung die menschliche Wahrnehmung selbst, bestimmen für McLuhan die Modalitäten unserer Wahrnehmung. Auf der gesellschaftlichen Ebene wiederum verändern Medien „die Modelle gemeinschaftlicher Interdependenz“[52]McLuhan 2011, S. 213 und damit das soziale Gefüge. Von daher kommt seine „sozialtechnologische“[53]„Anzumerken ist, dass McLuhan im Sinne der Sozialwissenschaft eine sozialtechnologische Vision der Gesellschaft entwirft, wenn er sich vorstellt, dass mit dem Einsatz entsprechender Mittel, … Continue reading Zuordnung medialer Epochen[54]Er unterscheidet dabei mit der Oralität Stammeskulturen, mit der Literalität Manuskript-Kulturen wie etwa im Mittelalter, mit der Gutenberg-Galaxis Buchdruck-Kulturen sowie mit dem elektronischen … Continue reading und die Beschreibung der gesellschaftlichen Auswirkungen – exemplarisch an der „Entstehung des typografischen Menschen“[55]So der Untertitel des Buches, a.a.O. in der berühmten Gutenberg Galaxis gezeigt.

Medien und Raumgestaltung

Sinneswahrnehmung ist – bis auf den hypothetischen „Naturzustand“ des Menschen, über den McLuhan bezeichnenderweise nichts sagt – immer schon medientechnisch geformt, und die entsprechenden Medientechniken ihrerseits sind immer schon Auswuchs der Anlagen zur Sinneswahrnehmung.

Till A. Heilmann 2010, S. 126[56]Heilmann, Till A. (2010): Digitalität als Taktilität. McLuhan, der Computer und die Taste. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 3: Aufzeichnen, Jg. 2 (2010), Nr. 2, S. 125–13.

Wenn McLuhan von Sinnen redet, dann geht es ihm primär nicht um eine konkrete phänomenale Erfahrung, sondern die Logik, die hinter der sinnlichen Wahrnehmung liegt. So ist das Hören nicht nur akustisch-auditiv auf hörbar mit dem Ohr begrenzt. Im Gegenteil: für ihn ist der Raum, der dem „acoustic age“ inhärent ist, „organic and integral, perceived through the simultaneous interplay of all the senses“.[57]McLuhan, Marshall (1969): A Candid Conversation with the High Priest of Popcult and Metaphysician of Media. In: Playboy, S. 53-72+158, S. 59. Weder hat er als „gestimmter Raum“[58]Elisabeth Ströker nach Hölling 1968, S. 212 eine Begrenzung noch einen Mittelpunkt, weil er im primären Medium des unmittelbaren individuellen Umfelds liegt. Dem Gebrauch der Medien folgend gab es für McLuhan nun mit der Schriftkultur des „written age“ (siehe Grafik unten) einen Übergang vom akustischen Raum primärer Medien zum visuellen Raum sekundärer Medien.[59]Ich verwende hier den Begriff Raum im Sinne der Definition meines zweiten Blogbeitrages hier. Welche Bedeutung dieser Übergang für ihn im Sinne einer gedanklichen Formung hat, mag folgender Satz … Continue reading Dieser völlig neue mediale Zugang hatte für McLuhan eine Abstrahierung und vor allem die Möglichkeit perspektivischer dreidimensionaler Räume durch die „Trennung des Gesichtssinns von den anderen Sinnen“[60]Im Original: „Die dreidimensionale Welt des perspektivischen Raumes ist es nämlich, die tatsächlich eine abstrakte Illusion darstellt; eine Illusion, die auf der scharfen Trennung des … Continue reading zur Folge.


Animierte Grafik zum 106. Geburtstag von McLuhan auf Google. „He believed that the way in which someone receives information is more influential than the information itself.“[61]A.a.O. Berühmt geworden ist seine Epochenunterscheidung anhand des Gebrauchs unterschiedlicher Medien, insbesondere des Buchdrucks in der „Gutenberg Galaxis“.

Mit dem „visual space“ der Skriptografie wurde nun auch das (räumlich) „real“, was über große zeitliche (asynchrone) und physische Distanzen hinweg kommunizierbar war. Damit wurde auch erlebbar, was nicht in der unmittelbaren Lebenswelt stattfand. Durch die Schriftkultur in Form des Buchdrucks (Typografie) änderte sich wiederum elementar die Kommunikations- und Interaktionsstruktur. Sie musste für McLuhan linear und sequentiell organisiert werden, sonst konnte sie medial nicht stattfinden.[62]Mit dieser medialen Interpretation bezieht er sich indirekt auf die Sapir-Whorf-Hypothese. Gestützt vor allem auf Lev Vygotskij gehe ich diesem Gedankengang im geplanten vierten Teil dieser … Continue reading Das wiederum wirkte auf die Menschen selbst zurück, weil die typgrafischen bzw. visuellen Menschen nun Räume bilden konnten, die „strongly fragmented, individualistic, explicit, logical, specialized and detached“[63]McLuhan 1969, S. 59 waren. Aber nicht nur räumlich vollzog sich diese Änderung. Vor allem auf der Ebene des Denkens hielt die Linearität gedruckter Bücher für ihn Einzug. Erst von dieser Perspektive aus wird verständlich, was McLuhan mit dem Satz ausdrücken will: „What you print is nothing compared to the affect of the printed word.“[64]McLuhan 2011, a.a.O.

Gestimmte Raumimmersionen

Das Ergebnis ist paradox: Der Immersionseffekt beruht auf einer intensiven semantischen Tätigkeit des Rezipienten, deren hohes Reflexionspotential gerade als intensive sinnliche Teilhabe umgeschrieben wird.

Hartmut Bleumer 2012, S. 11[65]Bleumer, Hartmut (2012): Immersion im Mittelalter: Zur Einführung. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 42. Jg.

Wie gut geeignet McLuhans Exteriorisierungsansatz[66]Als anthropologische Grundkonstante recht eindrücklich dazu Berger & Luckmann 2016. „Einerseits ist der Mensch sein Körper, ganz wie andere animalische Organismen. Andererseits hat er … Continue reading der menschlichen Sinne für die Diskussion virtueller Räume ist, lässt sich aus meiner Sicht einprägsam am Begriff der Immersion, den er bereits früh ins Spiel brachte, zeigen.[67]McLuhan selbst diskutiert dies am Beispiel des Fernsehens. „Das Fernsehen […] erfordert immer und erhält auch eine besondere Aufmerksamkeit, eine Involvierung und Immersion seiner Nutzer … Continue reading Das mit diesem Begriff verbundene Phänomen bezeichnet grundsätzlich ein Eintauchen oder auch Versinken (lat. immersio = Eintauchen, Einbetten) in einen Raum. Es kann bereits beim Betrachten von Bildern, besonders aber beim „Gefühl von Anwesenheit in der Welt eines Filmes oder Buches“ festgestellt und als konkret „leiblicher oder rein imaginativer Akt des Hineintretens in ein Medium“[68]Halem Verlag (2011): Eintauchen in immersive Bildräume. beschrieben werden. Das Hineintreten kann dabei passiv oder aktiv (insbesondere bei Computerspielen), vor allem aber in unterschiedlichen (ästhetischen) Graden geschehen.[69]„Die eigentümliche Intensität der Immersion, die metaphorisch als Versenkung angesprochen wird, wäre demnach ebenso eine kognitive wie eine semantische Suchbewegung des Betrachters … Continue reading Bei einem besonders hohen Grad an Immersion „wird auch von ‚Präsenz‘ gesprochen“.[70]Wikipedia: Immersion (virtuelle Realität) am 22.03.24. Marie-Laure Ryan spricht dabei von „Telepräsenz“. „The conjunction of immersion and interactivity leads to an effect known … Continue reading Der Begriff Immersion betrifft also beileibe nicht nur mediale Vorstellungen einer Auflösung von „räumlichen Grenzen“[71]Vgl. hierzu DWDS o.J. im Rahmen virtueller Realitäten (VR).[72]„I propose therefore to transfer the notions of immersion and interactivity from the technological to the literary domain and to discuss the conditions of their textual implementation“ … Continue reading


Obwohl Immersion im Rahmen einer virtuellen Realität (VR) als technisches Produkt, genauer einer Computersimulation im Zusammenspiel mit Hardware wie hier der Cyberbrille, erscheint, ist es doch ein zutiefst geistiges Phänomen von Menschen, auf das bereits McLuhan hingewiesen hat. Er „hat als einer der Ersten von Komplett-Immersion gesprochen, vom Abtauchen in ein Medium, verstanden als gesamtsinnlicher, -seelischer und -körperlicher Akt“.[73]Kovats, Stephen & Winkler, Steffi (2012): Die Aktualität der Ideen von Marshall McLuhan, S. 116). Das „Abtauchen“ gilt ganz besonders für den Cyberspace oder allgemein für virtuelle Räume. „Beim Erleben einer VR […] werden wir mit den Fähigkeiten zum ‚Entwurf‘ und der Schaffung eines eigenen ‚Sinnhorizontes‘ konfrontiert.“[74]Paschalidou, Anastasia (2011): Virtuelle Realität als existentielles Phänomen. Ein philosophischer Versuch. Königshausen & Neumann, S. 44.
Bild: NoName_13 – Cyberbrille auf Pixabay. Lizenzfreie Nutzung unter den Bedingungen von Pixabay.

Das immersive räumliche Eintauchen ist auch ein Eintauchen in Bedeutung, d.h., „der visuelle Prozess ist zugleich auch ein semantischer.“[75]Bleumer a.a.O., S. 10 In diesem Sinne wird das nicht so einfach zu erfassende Phänomen sowohl anhand mittelalterlicher Texte als auch im Rahmen digitaler Spielwelten beschrieben.[76]„Immersion ist der Schlüssel zur individuellen Relevanz zentraler Themenkomplexe mittelalterlicher Texte wie auch digitaler Spiele, deren Gewicht mithilfe immersiver Prozesse in die … Continue reading Dabei kann man sicherlich festhalten, dass es sich um „ein komplexes und multimodales Rezeptionsphänomen“ handelt, das medial übergreifend „vom geschriebenen Wort bis zum […] Videospiel eine Rolle spielt“.[77]Nieser 2019, a.a.O. Medial mit McLuhan reinterpretiert gibt es immersive Räume bereits im akustischen Zeitalter.[78]„Die Einsicht in die Klangstruktur der Raumwahrnehmung ist etwa in der Entwicklung des modernen Films von prominenter Seite formuliert worden“ (Bleumer a.a.O.,S. 11). Mit der Schriftkultur in Form von Romanen und Geschichten findet ein Übergang statt, wobei die schriftlichen Werke zunächst nicht individuell gelesen werden, sondern, dem „acoustic age“ folgend, „gehört und vorgetragen vor einem bestimmten Publikum, das sich die Erzählwelt gemeinsam imaginierte“.[79]Nieser a.a.O. Das darauf folgende verbreitete literarisch-individuelle Lesen führte einerseits – als „Sucht“ des Abbringens vom innerlichen Selbst „durch den Gebrauch äußerlicher Werkzeuge“[80]Siehe Koschorke, Albrecht (2003): Körperströme und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts, S. 402. gesehen – zur ersten Medienkritik in der Neuzeit.[81]Hierzu habe ich bereits 2015 zwei Blogbeiträge mit dem Titel „Digitale Sozialität“ verfasst. Teil 1 findet sich hier, Teil 2 ist hier. Andererseits transformierte es die „Anwesenheitsgesellschaft“[82]Schlögl 2008, S. 589ff und ihre kommunikativen Räume auf neue virtuelle Ebenen.[83]„Doch die Gepflogenheiten des Alphabetismus bestimmen immer noch unsere Ausdrucksweise, unser Empfinden und unsere alltägliche Raum- und Zeiteinteilung“ (McLuhan 2011, S. 37, kursiv von … Continue reading

Das globale Dorf als virtueller Raum

Medien sind, darauf wäre weiter hinzuweisen, nicht nur Erweiterungen einzelner Sinne und das elektronische oder elektrische Kommunikationsnetz nicht nur eine Implosion, sondern auch ein neuer Kommunikations-, Erlebnis- und Handlungsraum, in den hinein und gegen den sich der Einzelne projiziert und entwickelt.

Friedrich Krotz 2001, S. 78[84]Krotz, Friedrich (2001): Marshall McLuhan Revisited. Der Theoretiker des Fernsehens und die Mediengesellschaft. In: Medien und Kommunikationswissenschaft (M&K), 49. Jahrgang 1/2001, S. 62 – … Continue reading

Wohl kaum eine Metapher aus dem Werk von Marschall McLuhan hat eine solche Furore gemacht wie das „globale Dorf“ (global village), das für ihn mit dem elektronischen Zeitalter Einzug erhalten hatte. Möglicherweise hatte er damit bereits 1962 das Internet vorweggenommen.[85]McLuhan, Marshall (1964): Underständing Media. The Extension of Man. „This is the new world of the global village“ (S. 106). Eingeführt hat er den Begriff bereits mit der Gutenberg … Continue reading In jedem Fall stellte das elektronische Zeitalter für ihn eine historisch neue Epoche dar.[86]Ein Aspekt, der dabei selten erwähnt wird, ist, dass sich McLuhan auch stark auf den elektromagnetischen Feldbegriff stützt, der die Voraussetzung für Radio und TV Übertragungen ist. In dieser wird nämlich, und hier ergibt sich der Anschluss an das diesen Blog einführende Zitat von William Gibson, „das zentrale Nervensystem nach außen gestülpt.“ Die Menschen im Global Village sind für McLuhan sozusagen „angesteckert […] in den Strömen von Daten, von Signalen, die jetzt über die unterschiedlichen Apparate, die elektromagnetischen Wellen, die in der Welt sind, hinwegjagen“.[87]Hier das ganze Zitat, weil es die Idee von McLuhan so gut zusammenfasst: „Dieses global village, also globales Dorf […] dass hier das zentrale Nervensystem nach außen gestülpt sei, dass wir … Continue reading Anders allerdings als im Cyberspace des Neuromancer führt das für ihn unvermeidlich zu einem „Höchstmaß an Meinungsverschiedenheiten und kreativem Dialog“.[88]„In fact, the global village makes maximum disagreement and creative dialog inevitable. Uniformity and tranquillity are not hallmarks of the global village; far more likely are conflict and … Continue reading Und das gleichzeitig.[89]„Nun sind wir imstande, nicht bloß amphibisch in getrennten und unterschiedlichen Welten zu leben, sondern pluralistisch in vielen Welten und Kulturen zugleich“ (McLuhan 2011, S. 40).

Die neuen medialen Fähigkeiten der Menschen ergeben sich für McLuhan aus einer neuen Balance der Sinne. Dies wiederum veränderte auch die „Art ihres Zusammenlebens und darüber überhaupt viele wichtige gesellschaftliche Prozesse“.[90]Krotz 2001, S. 68 Die von ihm beschriebenen tertiären (Massen-) Medien, also die damals weitgehend analogen Geräte des „electronic age“ wie etwa Telefon, Radio und insbesondere das Fernsehen, bringen die Menschen „in einen Zustand oraler Kommunikation […] zurück“,[91]Ottmann, Solveig (2021): Im Rausch(en) der Informationen. Warum das Internet als akustischer Raum gedacht werden muss. weil „jedes reale Geschehen […] zum Nahereignis werden“[92]Großklaus, Götz (1995): Medien-Zeit – Medien-Raum. Zum Wandel der raumzeitlichen Wahrnehmung in der Moderne, S. 97 kann. Allerdings auf einer neuen und anderen Stufe. Genauso wie sich in der Frühen Neuzeit „Politik und die mit ihr verbundene Öffentlichkeit […] durch den Gebrauch von Schrift und Drucktechnik“[93]Schlögl, Rudolf (2008): Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der Frühen Neuzeit, S. 589. entfalten konnten, hat das Fernsehen als Medium maßgeblich dazu beigetragen, dass sich „tradierte, an physische Orte gebundene Gruppenzugehörigkeiten“[94]Wolschner, Klaus (2010/20): Joshua Meyrowitz oder: Wie das Fernsehen die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts verändert aufgelöst haben, quasi eine „Universalisierung des Raums“[95]Großklaus a.a.O. stattgefunden hat. Diese Auswirkung hatten die elektronischen Medien „nicht durch die Kraft ihrer Botschaften, sondern durch die Umgestaltung des sozialen Umfelds, in dem die Menschen interagieren“.[96]„The situational analysis offered here describes how electronic media affect social behavior—not through the power of their messages but by reorganizing the social settings in which people … Continue reading


Das Fernsehen brachte medial völlig neue Möglichkeiten der Übertragung von Informationen, insbesondere was Räume und Plätze betrifft. Für McLuhan war dies die Ermöglichung des globalen Dorfes durch den gemeinsamen Naherlebnisraum. „This fact merely underlines the point that ‚the medium is the message‘ because it is the medium that shapes and controls the scale and form of human association and action.“[97]McLuhan 1964, S. 9; Kursiv von mir Aber auch der Begriff einer medialen Präsenz im öffentlichen Raum geht darauf zurück und zeigt, dass diese nicht an eine physische bzw. körperliche Anwesenheit gebunden sein muss. Diese Möglichkeit beruht auf der einzigartigen geistig-kollaborativen Infrastruktur von Menschen. Medien können dies als Informationen speichern und übertragen, also vermitteln.
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Und in der Tat: die Entfaltung der elektronischen (Massen-) Medien im 19. und 20. Jahrhundert veränderten die Politik und Öffentlichkeit der westlichen Gesellschaften grundlegend.[98]Schlögl machte dies bereits in der frühen Neuzeit und mit der Drucktechnik aus, wenn er schreibt: „Eine Gesellschaft, die sich auf die expandierende Nutzung der Drucktechnik einließ, mußte … Continue reading Sie werden dabei über die elektronischen Medien nicht nur beobachtbar,[99]vgl. dazu vor allem Schlögl 2008. sie werden dadurch zuallererst hergestellt. Was das bedeutet, bringt Joshua Meyrowitz sehr gut auf den Punkt: Das „Fernsehen […] fördert ein neues Gefühl des Zugangs [..] zu allen Orten […] durch die Schwächung der einst engen Beziehung zwischen physischem Ort und sozialem ‚Raum'“.[100]„Television […] promotes a new sense of access [..] to all places […] by weakening the once strong relationship between physical place and social ‚place’” … Continue reading Die sozialen und örtlichen Bezüge waren deshalb unwichtiger geworden, weil es nun ohne physische Anwesenheit möglich war, performativ an „sozialen Situationen“ teil-zu-haben.[101]Hier setzt sich Meyrowitz deutlich von McLuhan ab, wenn er schreibt: „I suggest that the mechanism through which electronic media affect social behavior is not a mystical sensory balance, but a … Continue reading Insbesondere das Fernsehen erzeugte dabei eine neue Form von sozialer Präsenz. Das globale Dorf entstand als medial geprägter und dadurch überall erlebbarer gemeinsamer (Nah-) Erfahrungsraum, also wesentlich als „komprimierter“[102]McLuhan 2011, S. 41. Er ergänzt an dieser Stelle noch: „der von Urwaldtrommeln widerhallt“. gemeinschaftlicher virtueller Raum. Dabei passten sich die Menschen dialektisch und aktiv den medialen Gegebenheiten an.[103]„Sociologists have long noted that people behave differently in different social ’situations,‘ depending on where one is and who one is with. Implicit in such an … Continue reading Sie sind insofern als soziale Akteure zu sehen, die ihre „eigene (Medien-)Wirklichkeiten“[104]Wischermann, Ulla (2020): Medien, Öffentlichkeit, Geschlechterverhältnisse, S. 48f. konstituieren. Die Form ihrer jeweiligen „Sozialität“[105]Schlögl 2008, S. 584 und Struktur der „Kollektivgebilde“[106]Berger & Luckmann 2016, S. 20 ist jeweils durch „eine bestimmte mediale Konstellation gekennzeichnet, aus der heraus sich die Formen verstehen lassen“.[107]Schlögl a.a.O.

Medien als kollaborativer Aktionsraum

Beim Kooperieren teilen die Partner ihre Arbeit auf, lösen Teilprobleme individuell und fügen dann die Teilergebnisse zum Endergebnis zusammen […] Kollaboration ist ein Prozess, mit dem Individuen die für die vorliegende Problemlöseaufgabe relevanten Bedeutungen aushandeln und teilen […]

Pierre Dillenbourg 2006, S. 3[108]Zitiert nach Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computer-supported collaborative learning: An historical perspective. In R. K. Sawyer (Ed.), Cambridge handbook of the … Continue reading

Der bisherige Stand der Dinge: Kommunikation stellt als „Basisaktivität menschlichen Zusammenlebens“[109]Krotz 2001, S. 80 die Grundlage für die Entwicklung und Nutzung von Medien dar. Dabei bleiben es die Menschen als Akteure, die miteinander kommunizieren.[110]Dies ist mein wichtigster Grund der Ablehnung der Systemtheorie. Zumindest in den Formen, welche die Kommunikation unabhängig von Menschen skizziert, und bei der „Kommunikate“ … Continue reading Bereits sekundäre Medien ermöglichen es den Menschen, ihre Kommunikation über den unmittelbaren Nahraum der physischen Präsenz hinaus zu erweitern, indem sie schriftlich ihre Gedanken festhalten und in Form von Informationen speichern. Die so stattfindende „Exteriorisierung des Gedächtnisses“ vollzieht sich „im Wesentlichen in der Gemeinschaft“.[111]„Die eindrucksvollste Tatsache im materiellen Bereich ist gewiß die ›Befreiung‹ des Werkzeugs, aber die fundamentale Tatsache ist in Wirklichkeit die Befreiung des Wortes und jene … Continue reading Damit hängt sie „nicht mehr ausschließlich von den Fähigkeiten“ der Individuen ab.[112]A.a.O., S. 30.

Medial entstehen dadurch virtuelle Räume, die völlig neue soziale Situationen und Konstellationen – „Kollektivgebilde“[113]Berger & Luckmann setzen hier bei den menschlichen Institutionen und ihren Rollen an. „Die Rollen sind in ihrer sprachlichen Vergegenständlichung ein wesentlicher Bestandteil der objektiv … Continue reading – ermöglichen, in die sich Menschen in einem dialektischen Prozess performativ und kollaborativ einbringen können. Mit den tertiären und quartären Medien wird dies weltumspannend und vor allem wieder als direkte synchrone Kommunikation (sekundäre Oralität) möglich.[114]„Die neuen Medien führen eine elektronisch adaptierte Form von Oralität ein. Walter Ong hat von «sekundärer Oralität» gesprochen. Simsen, Twittern, Chatten tragen ja durch ihre Kürze, … Continue reading Die digitalen Medien konstituieren schließlich – via Internet – einen globalen instantanen Kommunikationsraum.

Argumentationslogisch werde ich nun zur Bestimmung virtueller Aktionsräume als kollaborative Medien McLuhan zweimal aufheben.

  1. Für mich sind es nämlich nicht die Medien als Technologien, welche die von ihm prognostizierten Veränderungen bewirken. Medien stellen zwar technische Potenziale dar, „die sich die Menschen für spezifische Zwecke nutzbar machen“ können. Aber erst durch die Gestaltung und im konkreten Gebrauch, den Menschen von Medien machen, kommen „soziale und andere Veränderungen in Gang“.[115]Krotz 2001, S. 77
  2. Die von McLuhan angeführten Veränderung gehen insbesondere nicht vom individuellen Menschen aus, sondern von den oben erwähnten Kollektivgebilden.[116]Hierin gründet für mich auch der Ausgangspunkt der später für Marx zentralen Unterscheidung von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, die Andreas Boes et al. im Zuge des … Continue reading Diese sind genausowenig eine einfache „‚Zusammenlegung‘ (con-lectio) von Individuen“,[117]Schmid, Hans-Bernhard (2012): Wir-Intentionalität. Kritik des ontologischen Individualismus und Rekonstruktion der Gemeinschaft, S. 217 wie der Raum diesen einfach als dreidimensionaler „selbständige[r] Behälter“[118]McLuhan 2011, S. 53 oder digitales virtuelles Medium zur Verfügung steht.

Das werde ich dann im zweiten Teil dieses Beitrags konkret an den Beispielen der Informatisierung und des Informationsraumes zeigen. Zunächst aber muss ich dazu noch einmal auf McLuhan rekurrieren, der im Tastsinn und der menschlichen Taktilität einen besonderen Sinn – in der Bedeutung einer Basis der anderen Sinne – sieht.

„Why the medium is socially the message.“

Die neuen Medien und Technologien, mit denen wir uns verstärken und erweitern, sind ein gewaltiger kollektiver Eingriff, der am sozialen Körper vorgenommen wird […]

Marshall McLuhan 1964, S. 74[119]McLuhan, Marshall (1964): Underständing Media. The Extension of Man, S. 10. Eigene Übersetzung. Hier das Original: „The new media and technologies by which we amplify and extend ourselves … Continue reading

McLuhans Theorie geht von unterschiedlichen Gewichtungen der Sinne aus, was den Einfluss der Medien auf die gesellschaftlichen Formationen betrifft. Dabei gibt es für ihn einen wesentlichen Sinn als Grundlage: den Tastsinn „als umfassendste Ausprägung des Medialen“.[120]Engell 2019, S. 188; Vgl. dazu auch Tillmann 2010. Auch diesen versteht er nicht primär als das haptische Fühlen, Berühren oder Ertasten von Gegenständen. Für ihn ist offensichtlich, dass das Berühren „not skin but the interplay of the senses“ ist.[121]„It begins to be evident that ‚touch‘ is not skin but the interplay of the senses, and the ‚keep in touch‘ and ‚getting in touch‘ is a matter of fruitful … Continue reading Der Tastsinn ist also „nicht so sehr ein gesonderter Sinn“.[122]McLuhan 2011, S. 85 Taktilität als körperliche Technik und Urmedium meint für ihn eher „ein allseitiges und erschöpfendes ‚Begreifen‘ mit allen Sinnen“.[123]Tillmann 2010, S. 127. Hier trifft sich McLuhan auch mit der Leitidee von Elisabeth Ströker, für welche „die Funktionen des Subjekts als Leibwesen im Raum die genetisch frühesten und … Continue reading Prototypisches Medium für die Taktilität des Menschen ist für ihn dabei überraschenderweise das (damalige) Fernsehen,[124]„Der taktile Aspekt liegt dabei kurz gesagt darin, dass die Entstehung dieses Mosaiks auf das elektrische Abtastverfahren der Fernsehkamera zurückgeführt wird. Die zweite Besonderheit des … Continue reading das „kein erzählendes Medium“ sei. Fernsehen „ist weniger visuell als auditiv-taktil“.[125]McLuhan 2011, S. 52. Im Playboy Interview (1969) noch einmal: „Unlike film or photograph, television is primarily an extension of the sense of touch rather than of sight, and it is the tactile … Continue reading Die Taktilität in Bezug auf das Fernsehen wird in der Sekundärliteratur sehr unterschiedlich interpretiert.[126]Siehe hierzu analytisch sehr erhellend Schmidgen 2017. Er selbst bestimmt sie im Sinne der Wahrnehmungslehre Thomas von Aquins und unter Bezug auf die „expressionistische Frühform des Bauhauses in Weimar“[127]Schmidgen 2017, S. 4f immer wieder als „sensus communis“.[128]„Der Thomismus rückt den Tastsinn in die Nähe des sensus communis, eines psychischen Vermögens, das die in den äußeren Sinnen empfundenen Reize auswählt, zu einem kohärenten Ganzen formt … Continue reading

Handlungskommunikation

Die menschliche kooperative Kommunikation trat in der Evolution zuerst (und tritt in der Ontogenese zuerst) in der Form natürlicher, spontaner Gesten des Zeigens und des Gebärdenspiels auf.

Michael Tomasello 2011, S. 22[129]Tomasello, Michael (2011): Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation.

Für McLuhan ist aber auch das gesprochene Wort taktil. Es ist dadurch das erste Medium, weil es „das Bewusstsein des Sprechers […] nach außen trägt“.[130]Tillmann, S. 127 Genauer ist für ihn die Lautsprache der Inhalt von Denkprozessen, die an sich nonverbal sind.[131]„If it is asked, ‚What is the content of speech?‘ it is necessary to say, ‚It is an actual process of thought, which is in itself nonverbal‘ (McLuhan 1964, S. 8). … Continue reading Das prototypische und erste Werkzeug der menschlichen Sprache, die Hand, betrachtet McLuhan aufgrund seines taktilen Verständnisses leider nicht adäquat. Doch es ist gerade die Hand, welche für die Entwicklung der Lautsprache notwendig war.[132]Wie sich die menschliche Kommunikation evolutionäre von den ersten Gesten bis hin zum Sinn verstehenden sprechen entwickelt haben beschreibt Michael Tomasello mit vielen eingängigen und empirischen … Continue reading Daraus leitet sich nämlich ab, dass erst dann, wenn Menschen etwas – durchaus im Wortsinne – begreifen oder etwas mit den Händen greifen können, sie es wirklich verstehen oder zumindest einen Begriff davon bilden können. Auf Grundlage eines geteilten Verständnisses des Kommunikationshintergrundes können sie diesen dann weitergeben. Diese „Fähigkeit, einen gemeinsamen begrifflichen Hintergrund zu schaffen“[133]A.a.O., S. 15 setzt allerdings keinen speziellen Sinn voraus, sondern basiert auf einer zugrunde liegenden kognitiven und „nichtsprachlichen Infrastruktur“.[134]„Der sprachliche ‚Code‘ gründet auf einer nichtsprachlichen Infrastruktur des intentionalen Verstehens und auf einem gemeinsamen begrifflichen Hintergrund, der tatsächlich logisch … Continue reading


Für Marshall McLuhan ist der Tastsinn so etwas wie der „Ursinn“ von Menschen. Deshalb spricht er „nicht nur von audio, sondern später sehr häufig auch von audio-taktil.“[135]Kovats, Stephen & Winkler, Steffi (2012): Die Aktualität der Ideen von Marshall McLuhan Dass er diesen Sinn auf das Fernsehen als Medium bezieht ist dabei sehr überraschend – und aus meiner Sicht auch falsch. Worauf er damit (für mich) jedoch hinweist ist, dass die Hände, auf denen der Tastsinn wesentlich beruht, die ersten „Displays“ menschlicher Sprache im Gruppenkontext darstellten, die erste kooperative Kommunikation also gar nicht stimmlich stattfand. „Insbesondere beruht das Zeigen auf der natürlichen Neigung von Menschen, der Blickrichtung von anderen zu externen Objekten zu folgen, und das Gebärdenspiel beruht auf der natürlichen Neigung, die Handlungen anderer als absichtlich zu interpretieren.“[136]A.a.O., S. 20. Hier folge ich sehr gerne vollumfänglich Michael Tomasello, weil es für mich erklären kann, wie Medien und ihr Gebrauch menschheitsgeschichtlich entstanden sind.
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Die Fähigkeit des Mit-teilens wurde in Form menschlicher Zeigegesten – als erstes Kommunikationsmittel der Menschen also mit der Hand – zunächst visualisiert, dann erst verbalisiert. Menschliche Kommunikation fing insofern und frei interpretiert nach McLuhan tatsächlich und noch vor jedem medialen Gebrauch als „visuell-manuelle[…] Modalität“[137]A.a.O., S. 348 im „Wechselspiel der Sinne selbst“[138]McLuhan 2011, S. 85 an. Die Lautsprache schafft dann eine gemeinschaftliche Öffentlichkeit, denn „stimmliche Rufe“ lassen sich „nicht leicht an ausgewählte Individuen unter Ausschluss von anderen richten“.[139]Tomasello 2011, S. 29 Als „Lebensform“ wird nun „das Sprechen der Sprache ein Teil“[140]Wittgenstein, Ludwig (1953): Philosophische Untersuchungen, § 23 menschlicher Handlungen. Medien dienen dabei als kommunikative Infrastruktur der hierbei entstehenden kollektiven Formationen. Vor allem, auch darauf geht McLuhan gelegentlich ein, dienen sie der Bildung der (virtuellen) Aktionsräume, die als Räume eine Eigenschaft oder Beziehung von Dingen sind, ohne die sie nicht existieren[141]„Ivins erklärt dann weiter, warum wir uns den Raum als eine Art selbstständigen Behälter vorstellen, während in Wirklichkeit der Raum ‚eine Eigenschaft oder Beziehung von Dingen ist … Continue reading und in denen sowohl die Einzelnen, als auch die sozialen Formationen als Gruppen, überhaupt erst wirken und gemeinsame Lebensformen entwickeln können.[142]„Und eine Sprache vorstellen heißt, sich eine Lebensform vorstellen“ (Wittgenstein 1953, § 19).

Erfahrungstransfer

Man kann für eine große Klasse von Fällen der Benützung des Wortes „Bedeutung“ – wenn auch nicht für alle Fälle seiner Benützung – dieses Wort so erklären: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.

Ludwig Wittgenstein 1999, § 43[143]Wittgenstein, Ludwig (1999): Philosophische Untersuchungen; Fett im Original kursiv.

Sprachhandlungen im Sinne der gesprochenen Worte sind in allen Fällen „gesellschaftliche Handlungen“[144]Tomasello 2011, S. 363, denn die „Bedeutung eines Wortes“ ergibt sich, wie oben zitiert, aus dem sozialen Gebrauch[145]„Menschen wenden nicht wie Computerprogramme strukturierte Regeln der Grammatik an, sondern beim Verwenden von Wörtern in konkreten Lebensformen bringen sie Bedeutungen und Muster hervor, die … Continue reading „in der Sprache“.[146]Hierzu auch Albert Keller: „Beim Wort – zum Unterschied von sinnlosen Silben – kommt hinzu, dass die Lautfolge etwas bedeutet, d. h. dass wir wissen, wofür sie gebräuchlich ist“ … Continue reading Als absichtliche Handlungen haben sie einen Kommunikationszweck. Dabei richtet sich eine Person an eine andere, um deren „Aufmerksamkeit und Vorstellungskraft“ zu gewinnen. Als Sprechhandlungen funktionieren sie aber nur dann, „wenn beide Beteiligten“ mit einer korrespondierenden psychologischen Infrastruktur ausgestattet sind.[147]Tomasello 2011, S. 363 Die notwendige „’soziale Infrastruktur‘ menschlicher Kommunikation“[148]„Die Bedeutung ergibt sich nicht aus der Zeige-Geste selbst, sondern aus der gemeinsamen Erfahrung der Beteiligten: Es kann einfach nur meinen, dass dort der Schlüssel ist. Ich nenne das die … Continue reading entstand dabei tatsächlich aus den gemeinschaftlichen Erfahrungen der Hand-lungs-Zusammenhänge von Kollaborationen. Dies setzt eine kommunikative Gemeinschaft als „Ausgangspunkt zielgerichteter Handlungen“[149]Schmid 2013, S. 241 voraus. „Ohne diese Infrastruktur sind kommunikative Konventionen […] nur Laute, die nichts bedeuten.“[150]Tomasello 2011, S. 235 Menschen erschaffen durch ihre grundlegende „kooperative Infrastruktur“[151]„Aus Gründen, die wir nicht kennen, hatten an einem bestimmten Punkt der menschlichen Entwicklung Individuen, die mit gemeinsamen Absichten, gemeinsame Aufmerksamkeit und kooperativen Motiven … Continue reading Sprache und Kultur genauso, wie Organisationen und Technologien, deren Sonderform Medien sind.

Kollektives Raum-Gedächtnis

Erinnerungen bauen sich nur im Zuge der Kommunikation mit anderen in uns auf. Zwar sind wir die Träger unserer Erinnerungen, aber Form, Kohärenz und weitgehend auch Inhalte dieser Erinnerungen sind sozial vermit­telt und gehören ebenso sehr wie uns zugleich auch den Gruppen, in denen wir leben und kommunizieren.

Jan Assmann 2005, S. 70[152]Assmann, Jan (2005): Das kollektive Gedächtnis zwischen Körper und Schrift.
Zur Gedächtnistheorie von Maurice Halbwachs.

Für McLuhan ermöglichen es Medien, dass das menschliche Gehirn sich „veräußern“ kann und das Bewusstsein „eine Abkürzung in den elektrischen Wirbel“[153]McLuhan 1969, eigene Übersetzung findet. [154]Umgekehrt weist für ihn der Computer prinzipiell die Funktionalität des menschlichen Gehirns auf. Vgl. hierzu Leeker 2011, a.a.O. Metaphorisch beschreibt Gibsen ein etwas anderes Konzept, das darauf hinausläuft, durch ein Verdrahten der Gehirne im Cyberspace dazu zu kommen, das individuelle Bewusstsein zu erweitern und zu transformieren. Beide greifen auf ihre Art auf, dass menschliche Gemeinschaften ein kommunikatives bzw. kollektives Gedächtnis entwickeln. Das ist deshalb möglich, weil sich „jedes individuelle Gedächtnis […] in der Kommuni­kation mit anderen“[155]Assmann, Jan (1998): Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, S. 10. konstituiert. Bereits das individuelle Gedächtnis entsteht aufgrund der alltäglichen Kommunikation, die normalerweise „zwischen Partnern, die jederzeit ihre Rollen vertauschen können“, stattfindet.[156]Assmann 1998, S. 10 Dabei geht es nicht um eine „beliebige Menge“ anderer Menschen, sondern es sind „Gruppen, die ein Bild oder einen Begriff von sich selbst“ haben.[157]A.a.O. Mit anderen Worten: es sind die Mitglieder der jeweiligen sozialen Gebilde, die den Aufbau des kollektiven Gedächtnisses als organisierte und zweckgerichtete Kommunikation sicherstellen.[158]„Im Bereich der objektivierten Kultur und organisierten bzw. zeremonialisier­ten Kommunikation lassen sich ganz ähnliche Bindungen an Gruppen und Gruppenidentitäten beobachten, wie sie auch … Continue reading Das kollektive Gedächtnis tritt stets zum individuellen hinzu[159]„Es gehört zu den Grundannahmen der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung […], dass kollektives Gedächtnis weder eine vom Individuum abstrahierte Instanz noch ein Resultat … Continue reading und umfasst auch Gegenstände oder Räume. „Was das Haus für die Familie ist“,[160]Assmann 2005, S. 78. „Für Halbwachs gehört das ‚Gedächtnis der Dinge‘ zur Räumlichkeit des sozialen Gedächtnisses. Gruppen haben ihre Orte, die ihr Gedächtnis … Continue reading das ist in diesem Sinne der virtuelle Raum für virtuelle Communities.


Das menschliche Gedächtnis ist nicht dafür „gedacht“, Einzelheiten so abzuspeichern, dass sie jederzeit (beispielsweise in Tests) reproduzierbar sind. Dies trifft auch für alltägliche Gegenstände zu, die oft in Gebrauch sind, wie obiges Bild der Fahrradzeichnungen illustrieren soll. Die Kapazität explizierbarer Informationen ist begrenzt und im deklarativen Gedächtnis verortet. „Ein Psychologe schätzte, dass der Wissensspeicher eines Individuums etwa ein Gigabyte beträgt, viel weniger als auf einen typischen USB-Stick passt“.[161]Fernbach, Philip (2017): „Cognitive science shows that humans are smarter as a group than they are on their own. Eigene Übersetzung. Dennoch hat sich in der Gedächtnispsychologie ein weitgehend technischer, an Computer angelehnter, Sprachgebrauch bezüglich des Gedächtnisses, wie auch des Lernens und Wissens, durchgesetzt. Der Rolle von Medien, wie auch des kollektiven Gedächtnisses wird dabei „so gut wie keine Aufmerksamkeit“ geschenkt.[162]Echterhoff, Gerald (2004): Das Außen des Erinnerns: Was vermittelt individuelles und kollektives Gedächtnis? In: Erll et al. (Hrsg.): Medien des kollektiven Gedächtnisses: Konstruktivität – … Continue reading
Bild: Rebecca Lawson – Four Drawings. Entnommen ihrem Aufsatz 2006, S. 1670[163]Lawson, Rebecca (2006): The science of cycology. Failures to understand how everyday objects work. In: Memory & Cognition Nr. 34 (8), S. 1667 – 1675

Weil es „gruppenbezogen“ aufgebaut wird, ist das kommunikative Gedächtnis auch ein medial vermitteltes Gedächtnis.[164]Assmann spricht von kommunikativer Vermittlung, was ich hier mit medialer Vermittlung gleichsetze, da die moderne Kommunikation eine mediale Kommunikation darstellt – jedenfalls im regelfall. … Continue reading Medien sind deshalb nicht nur die „Vermittlungsinstanzen und Transformatoren zwischen individueller und kollektiver Dimension des Erinnerns“[165]Erll 2005, S. 123; Hervorhebung im Original fett. sondern auch Werkzeuge der Erzeugung räumlicher Perspektiven.[166]Siehe zum performativen Charakter speziell Joshua Meyrowitz in Kapitel 2.6. Gerade in Bezug auf die räumliche Diemsion wiederum sind Medien, dem Diktum von McLuhan folgend, „keine neutralen Träger von vorgängigen, gedächtnisrelevanten Informationen.“[167]A.a.O., S. 124 Virtuelle Räume „werden überhaupt erst durch Medien“[168]A.a.O., S. 123 ermöglicht, weil Medien die räumliche Gebundenheit der Kommunikation aufheben. Ihr immersiver Charakter aber wird durch das kollektive Gedächtnis[169]„Für Halbwachs ist eben der Mensch ein in erster Linie konstellatives Phänomen, das in Bindungen lebt und nur im Rahmen dieser Bindungen verstanden und beschrieben werden kann“ (Assmann … Continue reading gewährleistet, das virtuelle Räume quasi performativ in der jeweiligen Gegenwart einrichtet[170]„Das kulturelle Gedächtnis verfährt rekonstruktiv, d.h, es bezieht sein Wissen immer auf eine aktuell gegenwärtige Situation“ (Assmann 1998, S. 13). und dazu die kollaborativ-nichtsprachliche Infrastruktur zur Verfügung hat.

Der virtuelle Raum 1: Medien

Die Metaphorik, die sich um den Computer rankt, um das Elektronengehirn, den Datenhighway oder das globale Dorf, hat nicht bloß intellektuelle Funktion […] So werden Diskursebenen aufgefächert, die Anfang der 60er Jahre aufeinander treffen, und an deren Schnittstelle Leary, aber auch Figuren wie William Borroughs oder William Gibson immer wieder ansetzen.

Florian Sprenger 2011, S. 7[171]Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten

Entgegen Marshall McLuhan, wie auch vieler Medientheorien, ist unter der bisher entwickelten Argumentation weder der Körper, noch die Stimme oder menschliche Gestik ein Medium[172]Sybille Krämer bringt ein typisches Beispiel für solche Theoriegebilde: „Die Stimme ist das Medium der Rede, aber sie dient ihr nicht einfach als Werkzeug und agiert nicht bloß als ihre … Continue reading bzw. auch sonst kein „Gegenstand“. Insbesondere Sprache ist als Prozess ursprünglich „eine Form gesellschaftlichen Handelns […] um gesellschaftliche Zwecke zu erreichen“.[173]Tomasello 2011, S. 363 Das wiederum kann nur geschehen, wenn menschliche Sprache in dem Sinne verstanden wird, dass die Benutzer:innen die nichtsprachliche Infrastruktur geteilter Absichten haben, also eine kollektive Intentionalität[174]Als Begriff siehe hierzu Searle, John R. (2004): Geist, Sprache und Gesellschaft. aufweisen.[175]„Diese Handlungen funktionieren nur dann, wenn beide Beteiligten mit einer psychologischen Infrastruktur von Fertigkeiten und Motivationen geteilter Intentionalität ausgestattet sind, die sich … Continue reading Sprache konstituiert sich durch gesellschaftliche Konventionen und entwickelt sich zur Kommunikation über die Rollen im Rahmen der bereits oben angesprochenen „Kollektivformationen“. Dadurch können Sprachen sowohl zur weiteren Entwicklung der „ursprünglichen Fertigkeiten“[176]A.a.O. im Sinne von Werkzeugen beitragen als auch den Aufbau des kommunikativen und kollektiven Gedächtnisses im Bereich der organisierten Kommunikation sicherstellen.

Mit McLuhan gesprochen haben Medien im Rahmen der Kollektivformationen tatsächlich eine anthropomorphe „Mittlerrolle“, weil sie es ermöglichen, lautsprachlich und nichtsprachlich übermittelbare sowie intersubjektiv bedeutsame[177]Hans Berhard Schmid führt die im Alltag ständig stattfindende Fixierung der Intentionalität „auf das Individuum“ auch auf die Struktur der Sprache zurück. Vgl. dazu Schmid 2012, S. 233 „Botschaften“, verstanden als Handlungsaufforderungen oder Informationen über Ergebnisse und Erfahrungen,[178]In einer Erweiterung auch künstlerische Leistungen und spirituelle Erfahrungen. synchron und asynchron an andere Personen weiterzugeben. Die Verwendung von Medien im Sinne einer kommunikativen Nutzung des Teilens und Mit-teilens der Informationen bedingt jedoch,[179]„Wenn gemeinsames Intendieren ein intersubjektiv-relationales Phänomen ist, sind gemeinsame Intentionen eben nicht von der Art, die ein oder mehrere einzelne, kollektive oder individuelle … Continue reading dass sich die Nutzer:innen diese in gemeinschaftlichen Praktiken[180]„Zeichen sind immer medial-materiell in (soziale) Praktiken eingebunden. Dadurch, dass Medienpraktiken zeichenhaft sind, werden sie erst intersubjektiv bedeutbar und bedeutsam. Bedeutungen sind … Continue reading „kollektiv zu Eigen machen müssen“,[181]Dieses Zitat bezieht sich zunächst auf sogenannte nutzungsoffene Anwendersoftware. Aus meiner Sicht lässt sich das aber für den Gebrauch von Medien durchaus generalisieren, weil mindestens diese … Continue reading um die transportierte Bedeutung aushandeln zu können.[182]Hier ist die Mediendiskussion in der Kultur der Digitalität verortet, denn „der Begriff der Kultur wird [dort] sehr weit gefasst, als die Summe aller Artefakte, Institutionen und Prozesse, in … Continue reading Der virtuelle Raum entsteht dementsprechend nicht durch die Exteriorisierung der Gehirnströme à la McLuhan[183]„Während die mechanischen Techniken die körperlichen Funktionen des Menschen in ein Außen verlagern, exteriorisieren [für McLuhan] die elektronischen Medien das Zentralnervensystem und die … Continue reading oder die Überspielung der Daten in die Gehirne à la Gibson. Er konstituiert sich medial rund um das irreduzibel Gemeinschaftliche kollaborativer Handlungen von Menschen und beruht dabei auf der nichtsprachlichen (geistigen) Infrastruktur der kollektiven Intentionalität.[184]Siehe hierzu auch: Tomasello, Michael; Carpenter, M.; Call, J.; Behne, T. & Moll, H. 2005: Understanding and sharing intentions: The origins of cultural cognition. In: Behavioral and Brain … Continue reading

Wenn man so will, dann sind die taktilen Hände die ersten „Displays“.[185]Vor den stimmlichen Displays. Siehe hierzu noch einmal Tomasello 2011, S. 26 Der visuelle Sinn ist dann der ursprüngliche „Stecker“ für die Erschaffung des Cyberspace.[186]„Computer und Cyberspace stellen Modelle und Metaphern der Selbstbeschreibung bereit, die überhaupt erst ein Wissen um das möglich machen, was damals erfahren wurde – nämlich, so erscheint … Continue reading Die notwendige Infrastruktur der medialen Verbindung aber ist das „intersubjektiv-relationale […] Bezogensein von Menschen“ aufgrund ihres gemeinschaftlichen Intendierens als „eine Form von Intentionalität, die Individuen nur als genuin soziale Wesen haben“[187]Schmid 2012, S. 233 & 238 können. Das schließt neben dem Denken das immersive Fühlen und Empfinden – insbesondere Empathie – im virtuellen Raum und medialen Gebrauch mit ein,[188]Das, „was Individuen empfinden, denken oder tun, wenn sie gemeinsam intendieren, […] ist ebensowenig von ihrer tatsächlichen Gemeinschaft abzulösen wie umgekehrt Gemeinschaft ohne … Continue reading führt aber gleichzeitig zur Opazität und Obskurität beim medialen Gebrauch.[189]So wäre aus meiner Sicht aufzulösen, was Sybille Krämer (1998) hier beschreibt: „Mit Medien umzugehen heißt – metaphorisch gesprochen -, die lautlose, die unsichtbare Handhabung einer … Continue reading

Revision am 22.06.24

Am 22. Juni habe ich den Beitrag noch einmal gründlich durchgelesen und dabei textlich kleinere Korrekturen vorgenommen. Inhaltlich habe ich nichts verändert, wohl aber habe ich folgendes ergänzt:

  • Aussagen aus dem Aufsatz von Werner Rammert mit dem Titel „Die Pragmatik technischen Wissens oder: ‚How to do Words with things'“ von 2005[190]„Die ungewöhnliche Klein/Groß-Rechtschreibung des englischen Untertitels folgt spiegelbildlich dem Referenztitel von John L. Austin „How to do things with Words“ (Rammert a.a.O., … Continue reading habe ich in die Anmerkungen zu den Medien als Technologie eingefügt, weil sie noch einmal gut dazu geeignet sind den engen Handlungsbezug zu zeigen.
  • Bezüglich der ENIAC-Frauen im Exkurs habe ich einen wunderbaren Podcast entdeckt, den ich ebenfalls an der entsprechenden Stelle verlinkt habe.
  • Dabei habe ich die beiden zusammenhängenden Abschnitte (Medien als Technologie und Exkurs: Computer tun) neu angeordnet.

Weitere Ergänzungen

Auch bei diesem Blogbeitrag stellt sich mir die Frage, wann ein solcher fertig ist bzw. welche Änderungen ich vornehmen kann oder welche Ergänzungen ich machen soll. Der größte Vorteil, die Flexibilität, ist zugleich das größte Problem: am Ende lässt sich gar kein Ende festmachen. Im Moment aber sehe ich das als Vorteil, weil ich tatsächlich noch Ergänzungen aus Aufsätzen anbringen kann, die ich bereits für ein anderes Werk lese. Ich werde diese Änderungen aber nur noch zusammenfassend hier auflisten.

  1. 26.06.2024: Heute habe ich Ergänzungen aus dem Aufsatz von Florian Cramer aus dem Jahr 2014 mit dem bezeichnenden Titel What is ‚Post-Digital‘? eingefügt. Dazu bewogen hat mich seine Ausführung, dass die alltägliche Verwendungsweise Des Begriffs „digital“ „die Fiktion (oder besser gesagt: die Abstraktion) […][einer] körperlosen Natur der digitalen Informationsverarbeitung“ beinhalten würde.[191]„The everyday colloquial definition of ‘digital’ embraces the fiction (or rather: the abstraction) of the disembodied nature of digital information processing“ (A.a.O., S. 20). Ich habe deshalb die Frage der Behandlung von Medien über die Sinneswahrnehmung, wie McLuhan es tut, präzisiert (Einführung in Kapitel 2 und 2.1 – Medien als sinnliche Massage und Techniken).

Die Blogreihe

Hier geht es zu den anderen Teilen dieser Blogreihe:

  1. Der digitale Handlungsraum (1)
  2. Handeln im Cyberspace (2)
  3. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium – Teil 1 (3-1)
  4. Der virtuelle Raum als kollaboratives Medium – Teil 2 (3-2)

Anmerkungen

Anmerkungen
1 William Gibson (2021): Neuromancer. Zum Vergleich: „Wenn wir einmal unser Zentralnervensystem zur elektromagnetischen Technik ausgeweitet haben, ist es nur mehr ein Schritt zur Übertragung unseres Bewußtseins auch auf die Welt der Computer“ (McLuhan 1992, S. 79; zitiert nach Krotz, Friedrich (2001): Marshall McLuhan Revisited. Der Theoretiker des Fernsehens und die Mediengesellschaft. In: Medien und Kommunikationswissenschaft (M&K), 49. Jahrgang 1/2001, S. 62 – 81, S. 72).
2 Max Weber (1922) beispielsweise verneint in den gesammelten Aufsätzen zur Wissenschaftslehre die Annahme einer „Kollektivpersönlichkeit“ (S. 514) für die Soziologie.
3 Besonders prägnant wird das in Star Trek gezeichnet. Hier sind die Borg als Kollektivwesen die erbitterten Gegner der Menschen, die alles assimilieren. „Der Name Borg stützt sich auf die Idee des Cyborgs: ein aus Cybernetik und Biologie synthetisierter, künstlicher Organismus“ (Wikipedia: Borg v. 04.03.2024).
4 Stahl, Koschmann und Suthers (2006): Computer-supported collaborative learning: An historical perspective. In: R. K. Sawyer (Ed.), Cambridge handbook of the learning sciences. S. 409 – 426. Deutsche Version, S. 4
5 Den Begriff Aktionsraum übernehme ich von Elisabeth Strökers philosophischen Untersuchungen zum Raum anhand der Rezension von Joachim Hölling. Vgl. dazu Hölling, Joachim (1968): Philosophische Rundschau Nr. 15 (3), S. 209 – 219, S. 212
6 Ich werde nur auf die Grundsätze und Ideen von ihm eingehen, ihm jedoch nicht in seinen Wertungen folgen, ob das jeweils für die Menschen gut oder schlecht ist oder auch gesellschafltich betrachtet technikdeterministisch automatisch erfolgt. Zu einer sehr guten Einschätzung seines Werkes siehe Zöllner, Oliver (o.J.): Marshall McLuhan (1911-1980): Medien­orakel im „glo­bal village“.
7 Rammert, Werner (2009): Die Pragmatik des technischen Wissens oder: ‚How to do Words with things‘, S. 2).
8 Peter Leusch (2011): Das Medium ist die Botschaft. Deutschlandfung vom 21.07.2011.
9 Der Setzer hatte das E mit einem A verwechselt, deshalb Massage. McLuhan war von diesem Fehler offenbar total begeistert und soll gesagt haben: „Lasst es so. Es ist großartig und genau richtig.“ Vgl. dazu Leusch 2011.
10 Rauter, Ernst Alexander (2010): Vom Faustkeil zur Fabrik. Warum die Werkzeuge die Menschen und die Menschen die Werkzeuge verändern. Wolfgang-Abendroth-Stiftungsgesellschaft, München. Dabei folge ich nicht seinem ausschließlich materialistischen und deterministischen Weltbild, mit dem er, angelehnt an Karl Marx, die Warum-Frage beantwortet. Ganz im Gegenteil: Werkzeuge und ihr Gebrauch zeigen eigentlich ganz unmittelbar, dass das geistige Element eine zentrale Rolle für Menschen und ihr Zusammenleben spielt.
11 McLuhan wird oft fälschlicherweise das Zitat „We shape our tools and then our tools shape us“ untergeschoben, das er jedoch in dieser Form nirgends erwähnt, obwohl es inhaltlich durchaus zutreffend ist. Es stammt tatsächlich von einem Freund von ihm, John Culkin S.J., einem Professor an der Fordham Universtität in New York. Vgl. hierzu McLuhan Galaxy oder Quote Investigator.
12 In einem Interview für das ABC Radio führt er das anhand des Mediums bzw. der Technik des Telefons näher aus: „The telephone as a service is a huge environment. And that is the medium. And the environment affects everybody. What you say on the telephone affects very few. And the same with radio or any other medium“ (McLuhan, Marshall (2013): The Medium is the Message).
13 Wolfgang Krohn (2002): Technik als Lebensform – Von der aristotelischen Praxis zur Technisierung der Lebenswelt.
14 Insbesondere in der Philosophie bezeichnet Ästhetik (von aísthēsis = Wahrnehmung, Empfindung) auch Theorien der sinnlichen Wahrnehmung.
15 „Therefore, anything aesthetic (in the literal sense of aisthesis, perception) is, by strict technical definition, analog […] Consequently, there is no such thing as digital media, only digital or digitised information: chopped-up numbers, letters, symbols and any other abstracted units, as opposed to continuous, wave-like signals such as physical sounds and visible light“ (Cramer, Florian (2014): What is ‚Post-Digital‘?, S. 22).
16 Rammert, Werner (2006): Technik, Handeln und Sozialstruktur: Eine Einführung in die Soziologie der Technik, Hervorhebung im Original kursiv. Hierzu auch 2005, S. 3: „Die Orientierung am
Vorbild der Naturwissenschaft lässt den Handlungsbezug technischen Wissens in den Hintergrund rücken.“
17 Rammert 2006, S. 3.
18 A.a.O., S. 6
19 A.a.O.
20 A.a.O.,S. 5
21 Zur Klassifizierung von Medien nach wie vor ungeschlagen „mein“ Standardwerk Sozialpsychologie des Internet von Nicola Döring (2003). Hier als zweite vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 40f.
22 „Infrastrukturen richten Medienpraktiken zu“ (Dang-Anh, Mark; Pfeifer, Simone; Reisner, Clemens & Villioth, Lisa (2017)(Hrsg.): Medienpraktiken. Situieren, erforschen, reflektieren, S. 23).
23 „Medienpraktiken benötigen gewisse Infrastrukturen, um ‚funktionieren‘ zu können, andererseits bringen Medienpraktiken Infrastrukturen hervor“ (a.a.O.).
24 Döring 2003, S. 43
25 Das Internet „ist kein Medium, sondern die Bedingung der Möglichkeit von Medialität“. Vgl. hierzu Noller, Jörg (2021): Philosophie der Digitalität, S. 39 – 54. S. 50
26 „‚Mit den Dingen etwas sagen‘ soll heißen, wann immer Dinge gemacht oder mit Dingen etwas getan wird, werden Worte gemacht, Aussagen getroffen und wird Bedeutung gestiftet. Ähnlich wie durch die Sprechakte entsteht durch die Technikakte ein Universum technischer Ausdrucksformen, eine Sprache mit eigenen grammatischen Regeln, einer eigenen Semantik der Funktionalitäten und einer eigenen Syntaktik funktionierender technischer Kombinationen“ (Rammert 2005, S. 6).
27 „Die Angestellten, die rechneten, hießen nach ihrer Tätigkeit – Computer, die Rechner“ (Schulz, Roland (2015): Als Computer weiblich waren.).
28 „Dieser Beruf wurde vorwiegend von Frauen ausgeübt“ (Wikipedia: Computer. Stand: 12.05.24).
29 Baukrowitz, Boes & Schmiede (2000): Die Entwicklung der Arbeit aus der Perspektive ihrer Informatisierung, S. 4
30 Schulz 2015
31 Der Electronic Numerical Integrator and Computer, kurz ENIAC, „war als Universalrechner ausgelegt – also nicht auf einen einzelnen Zweck ausgerichtet, sondern potenziell in der Lage, jede logische Aufgabe zu lösen […] Um dieses Potenzial freizusetzen, bedurfte die Maschine allerdings Personals, das ihre Kabel und Komponenten für jede Aufgabe neu kombinierte“ (a.a.O.).
32 „Weil es so viel Verkabeln mit sich brachte, nannten die sechs Frauen es Stöpseln“ (a.a.O.).
33 Wikipedia: ENIAC am 20.05.2024. „Techniken und Methoden wurden von den ‚ENIAC girls‘ erarbeitet.“ Verlinkt ist auf die etwa 60minütige Klangkomposition ENIAC girls von Udo Moll aus dem Jahr 2018 als Audiomedium eines Podcasts im Deutschlandfunk.
34 Schulz 2015
35 „Der Philosoph und Anthropologe Ernst Cassirer hatte schon die Technik neben Mythos, Logos und Kunst als eine vierte ’symbolische Form‘ angesehen: In ihr drücken sich die Menschen in der ‚Sprache‘ der Wirksamkeit aus“ (Rammert 2005, S. 6).
36 Schulz, Roland (2015): Als Computer weiblich waren; Siehe auch Anderson, Jenna (2017): ‚HER’story of the Tech Industry: When Women Were Computers.
37 „Der Pragmatismus lenkt die Aufmerksamkeit auch auf das Tüfteln und Basteln, das notwendig ist, um technisches Wissen in konkrete Apparate, Maschinen und Programme zu verwandeln. Er untersucht das experimentelle Ausprobieren zwischen beabsichtigten Wirkungen und beobachteten Widrigkeiten, zwischen explizitem Mittel und impliziten Möglichkeiten“ (Rammert 2005, S. 5).
38 „This devaluation of women’s work resulted in a new division of jobs in the computing industry based on gender. Hardware, or the production and development of the machines themselves, was considered men’s work, whereas, software, or what was perceived as clerical programming, was considered women’s work“ (Anderson, Jenna (2017): ‚HER’story of the Tech Industry: When Women Were Computers).
39 A.a.O.
40 McLuhan, Marshall (2013): The Medium is the Message
41 Döring a.a.O., S. 39; Kursiv im Original.
42 Schlögl, Rudolf (2008): Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der Frühen Neuzeit, S. 589
43 „Während in Interaktionskommunikation schon wegen der Beobachtungsverhältnisse weder vom Kontext noch vom mitteilenden Alter Ego abgesehen werden kann, ist eine gedruckte Äußerung tendenziell keiner Entstehungsgeschichte mehr zuzuordnen und muss nicht mehr zwingend einem Autor zugerechnet werden“ (a.a.O.).
44 Letzteres wiederum erlaubt es für McLuhan, über den Buchdruck die persönliche Reichweite eines Autors in Raum und Zeit zu erweitern und literarischen Ruhm bzw. geistiges Eigentum zu schaffen (siehe McLuhan 2011, S. 170f).
45 Krotz 2001, S. 66
46 Westermann, Bianca (2010): Prothese oder Cyborg? Zur kulturellen Aktualität des Verhältnisses von Technik und Körper, S. 36
47 So – ziemlich eindeutig – auch der Titel und Inhalt seines zweiten wichtigen Werkes von 1964, Understanding Media. Extensions of Man. „It is a persistent theme of this book that all technologies are extensions of our physical and nervous systems […]“
48 McLuhan, Marshall (2011): Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typografischen Menschen, S. 56
49 „Einfacher gesagt: wenn eine neue Technik den einen oder anderen unserer Sinne auf die soziale Umwelt ausweitet, dann werden sich in dieser bestimmten Kultur neue Verhältnisse zwischen allen unseren Sinnen einstellen“ (a.a.O.,S. 54).
50 Heilmann, Till A. (2010): Digitalität als Taktilität. McLuhan, der Computer und die Taste, S. 125–134, S. 126).
51 A.a.O.
52 McLuhan 2011, S. 213
53 „Anzumerken ist, dass McLuhan im Sinne der Sozialwissenschaft eine sozialtechnologische Vision der Gesellschaft entwirft, wenn er sich vorstellt, dass mit dem Einsatz entsprechender Mittel, nämlich Medien und Inhalte, das Verhalten von Menschen und Gesellschaften gesteuert werden kann“ (Krotz 2001, S. 74).
54 Er unterscheidet dabei mit der Oralität Stammeskulturen, mit der Literalität Manuskript-Kulturen wie etwa im Mittelalter, mit der Gutenberg-Galaxis Buchdruck-Kulturen sowie mit dem elektronischen Zeitalter technologische Kulturen.
55 So der Untertitel des Buches, a.a.O.
56 Heilmann, Till A. (2010): Digitalität als Taktilität. McLuhan, der Computer und die Taste. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 3: Aufzeichnen, Jg. 2 (2010), Nr. 2, S. 125–13.
57 McLuhan, Marshall (1969): A Candid Conversation with the High Priest of Popcult and Metaphysician of Media. In: Playboy, S. 53-72+158, S. 59.
58 Elisabeth Ströker nach Hölling 1968, S. 212
59 Ich verwende hier den Begriff Raum im Sinne der Definition meines zweiten Blogbeitrages hier. Welche Bedeutung dieser Übergang für ihn im Sinne einer gedanklichen Formung hat, mag folgender Satz belegen: „Das auditive Feld ist simultan, die visuelle Form aber seriell“ (McLuhan 2011, S. 145).
60 Im Original: „Die dreidimensionale Welt des perspektivischen Raumes ist es nämlich, die tatsächlich eine abstrakte Illusion darstellt; eine Illusion, die auf der scharfen Trennung des Gesichtssinnes von den anderen Sinnen beruht“ (McLuhan 2011, S. 56).
61 A.a.O.
62 Mit dieser medialen Interpretation bezieht er sich indirekt auf die Sapir-Whorf-Hypothese. Gestützt vor allem auf Lev Vygotskij gehe ich diesem Gedankengang im geplanten vierten Teil dieser Blogserie nach.
63 McLuhan 1969, S. 59
64 McLuhan 2011, a.a.O.
65 Bleumer, Hartmut (2012): Immersion im Mittelalter: Zur Einführung. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 42. Jg.
66 Als anthropologische Grundkonstante recht eindrücklich dazu Berger & Luckmann 2016. „Einerseits ist der Mensch sein Körper, ganz wie andere animalische Organismen. Andererseits hat er einen Körper. D. h., dass der Mensch sich selbst als Wiesen erfährt, dass mit seinem Körper nicht identisch ist, sondern vielmehr dieser sein Körper zur Verfügung steht […] Diese Exzentrizität der Erfahrung des Menschen von seinem Körper hat gewisse Konsequenzen für die Analyse seiner Aktivität […]“ (Berger, Peter L. & Luckmann, Thomas (2016): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, S. 53. Kursiv im Original).
67 McLuhan selbst diskutiert dies am Beispiel des Fernsehens. „Das Fernsehen […] erfordert immer und erhält auch eine besondere Aufmerksamkeit, eine Involvierung und Immersion seiner Nutzer bzw. deren neurologischen Apparaten“ (Engell, Lorenz: Fernsehen Denken: Marshall McLuhan und der televisive Mensch).
68 Halem Verlag (2011): Eintauchen in immersive Bildräume.
69 „Die eigentümliche Intensität der Immersion, die metaphorisch als Versenkung angesprochen wird, wäre demnach ebenso eine kognitive wie eine semantische Suchbewegung des Betrachters gegenüber einem ästhetischen Objekt, das er mitkonstruiert und das ihn gerade dadurch zu einer vertieften Lektüre führt, dass es die Wahrnehmung seiner eigenen Reflexionsanteile zurücktreten lässt“ (Bleumer a.a.O., S. 11).
70 Wikipedia: Immersion (virtuelle Realität) am 22.03.24. Marie-Laure Ryan spricht dabei von „Telepräsenz“. „The conjunction of immersion and interactivity leads to an effect known as telepresence“ (Ryan, Marie-Laure (1999): Immersion vs. Interactivity: Virtual Reality and Literary Theory, S. 110 – 137; S. 111).
71 Vgl. hierzu DWDS o.J.
72 „I propose therefore to transfer the notions of immersion and interactivity from the technological to the literary domain and to discuss the conditions of their textual implementation“ (Ryan a.a.O., S. 111).
73 Kovats, Stephen & Winkler, Steffi (2012): Die Aktualität der Ideen von Marshall McLuhan, S. 116).
74 Paschalidou, Anastasia (2011): Virtuelle Realität als existentielles Phänomen. Ein philosophischer Versuch. Königshausen & Neumann, S. 44.
75 Bleumer a.a.O., S. 10
76 „Immersion ist der Schlüssel zur individuellen Relevanz zentraler Themenkomplexe mittelalterlicher Texte wie auch digitaler Spiele, deren Gewicht mithilfe immersiver Prozesse in die Wahrnehmung der Rezipierenden rückt“ (Nieser, Florian (2019): Immersion, Virtualität und Affizierung in mittelalterlicher Literatur und digitalem Spiel.).
77 Nieser 2019, a.a.O.
78 „Die Einsicht in die Klangstruktur der Raumwahrnehmung ist etwa in der Entwicklung des modernen Films von prominenter Seite formuliert worden“ (Bleumer a.a.O.,S. 11).
79 Nieser a.a.O.
80 Siehe Koschorke, Albrecht (2003): Körperströme und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts, S. 402.
81 Hierzu habe ich bereits 2015 zwei Blogbeiträge mit dem Titel „Digitale Sozialität“ verfasst. Teil 1 findet sich hier, Teil 2 ist hier.
82 Schlögl 2008, S. 589ff
83 „Doch die Gepflogenheiten des Alphabetismus bestimmen immer noch unsere Ausdrucksweise, unser Empfinden und unsere alltägliche Raum- und Zeiteinteilung“ (McLuhan 2011, S. 37, kursiv von mir).
84 Krotz, Friedrich (2001): Marshall McLuhan Revisited. Der Theoretiker des Fernsehens und die Mediengesellschaft. In: Medien und Kommunikationswissenschaft (M&K), 49. Jahrgang 1/2001, S. 62 – 81
85 McLuhan, Marshall (1964): Underständing Media. The Extension of Man. „This is the new world of the global village“ (S. 106). Eingeführt hat er den Begriff bereits mit der Gutenberg Galaxis 1962. „Sicherlich aber haben die elektromagnetischen Entdeckungen das simultane ‚Feld‘ in allen menschlichen Bereichen wieder erstehen lassen, so daß die Menschenfamilie jetzt unter den Bedingungen eines ‚globalen Dorfes‘ lebt“ (2011, S. 41).
86 Ein Aspekt, der dabei selten erwähnt wird, ist, dass sich McLuhan auch stark auf den elektromagnetischen Feldbegriff stützt, der die Voraussetzung für Radio und TV Übertragungen ist.
87 Hier das ganze Zitat, weil es die Idee von McLuhan so gut zusammenfasst: „Dieses global village, also globales Dorf […] dass hier das zentrale Nervensystem nach außen gestülpt sei, dass wir sozusagen wie angesteckert sind in den Strömen von Daten, von Signalen, die jetzt über die unterschiedlichen Apparate, die elektromagnetischen Wellen, die in der Welt sind, hinwegjagen, hindurchjagen, und dass wir da sozusagen geplugged sind, eingesteckert sind, und selber ganz nervös werden ob dieser ständigen Erregung“ (Leeker, zitiert nach Leusch 2011, a.a.O.).
88 „In fact, the global village makes maximum disagreement and creative dialog inevitable. Uniformity and tranquillity are not hallmarks of the global village; far more likely are conflict and discord as well as love and harmony – the customary life mode of any tribal people“ (McLuhan 1969, Eigene Übersetzung).
89 „Nun sind wir imstande, nicht bloß amphibisch in getrennten und unterschiedlichen Welten zu leben, sondern pluralistisch in vielen Welten und Kulturen zugleich“ (McLuhan 2011, S. 40).
90 Krotz 2001, S. 68
91 Ottmann, Solveig (2021): Im Rausch(en) der Informationen. Warum das Internet als akustischer Raum gedacht werden muss.
92 Großklaus, Götz (1995): Medien-Zeit – Medien-Raum. Zum Wandel der raumzeitlichen Wahrnehmung in der Moderne, S. 97
93 Schlögl, Rudolf (2008): Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der Frühen Neuzeit, S. 589.
94 Wolschner, Klaus (2010/20): Joshua Meyrowitz oder: Wie das Fernsehen die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts verändert
95 Großklaus a.a.O.
96 „The situational analysis offered here describes how electronic media affect social behavior—not through the power of their messages but by reorganizing the social settings in which people interact and by weakening the once strong relationship between physical place and social ‚place.'“ (Meyrowitz, Joshua (1985): No sense of place. The Impact of Electronic Media on Social Behavior, 2 %. Übersetzung mit Hilfe von DeepL für Windows).
97 McLuhan 1964, S. 9; Kursiv von mir
98 Schlögl machte dies bereits in der frühen Neuzeit und mit der Drucktechnik aus, wenn er schreibt: „Eine Gesellschaft, die sich auf die expandierende Nutzung der Drucktechnik einließ, mußte daher lernen, mit der Pluralität der Ansichten zu leben, und sie mußte Strategien entwickeln (vorzugsweise kommunikative), um kommunikative Anschlüsse unter solch schwierigen Bedingungen sicherzustellen“ (a.a.O., S. 592).
99 vgl. dazu vor allem Schlögl 2008.
100 „Television […] promotes a new sense of access [..] to all places […] by weakening the once strong relationship between physical place and social ‚place’” (Meyrowitz1985, 2 % & 44 %, Eigene Übersetzung).
101 Hier setzt sich Meyrowitz deutlich von McLuhan ab, wenn er schreibt: „I suggest that the mechanism through which electronic media affect social behavior is not a mystical sensory balance, but a very discernible rearrangement of the social stages on which we play our roles and a resulting change in our sense of ‚appropriate behavior.‘ For when audiences change, so do the social performances“ (a.a.O., 4 %; Kursiv von mir).
102 McLuhan 2011, S. 41. Er ergänzt an dieser Stelle noch: „der von Urwaldtrommeln widerhallt“.
103 „Sociologists have long noted that people behave differently in different social ’situations,‘ depending on where one is and who one is with. Implicit in such an approach is the idea that behavior in a given situation is also affected by where one is not, and who is not there“ (a.a.O., 2 %; Kursiv im Original).
104 Wischermann, Ulla (2020): Medien, Öffentlichkeit, Geschlechterverhältnisse, S. 48f.
105 Schlögl 2008, S. 584
106 Berger & Luckmann 2016, S. 20
107 Schlögl a.a.O.
108 Zitiert nach Stahl, Gerry; Koschmann, Timothy & Suthers, Dan (2006): Computer-supported collaborative learning: An historical perspective. In R. K. Sawyer (Ed.), Cambridge handbook of the learning sciences (pp. 409 – 426. Deutsche Version. Hervorhebung im Original kursiv.
109 Krotz 2001, S. 80
110 Dies ist mein wichtigster Grund der Ablehnung der Systemtheorie. Zumindest in den Formen, welche die Kommunikation unabhängig von Menschen skizziert, und bei der „Kommunikate“ herausfallen.
111 „Die eindrucksvollste Tatsache im materiellen Bereich ist gewiß die ›Befreiung‹ des Werkzeugs, aber die fundamentale Tatsache ist in Wirklichkeit die Befreiung des Wortes und jene einzigartige Fähigkeit des Menschen, sein Gedächtnis aus sich heraus in den sozialen Organismus zu verlegen.“ Siehe Leroi-Gourhan, André zitiert nach Sylvain Roux, Nicola Denis (2019): André Leroi-Gourhan und die zukünftige Entwicklung des Menschen. Der Blick eines Vor- und Frühgeschichtlers, S 28 – 39.
112 A.a.O., S. 30.
113 Berger & Luckmann setzen hier bei den menschlichen Institutionen und ihren Rollen an. „Die Rollen sind in ihrer sprachlichen Vergegenständlichung ein wesentlicher Bestandteil der objektiv fassbaren Welt einer jeden Gesellschaft […] Rollen repräsentieren die Gesellschaftsordnung“ (S. 78f, kursiv im Original).
114 „Die neuen Medien führen eine elektronisch adaptierte Form von Oralität ein. Walter Ong hat von «sekundärer Oralität» gesprochen. Simsen, Twittern, Chatten tragen ja durch ihre Kürze, Direktheit und Expressivität Züge der mündlichen Kommunikation. Man schreibt, wie einem der Schnabel gewachsen ist“ (Kaeser, Eduard (2016): Am Anfang war das gesprochene Wort).
115 Krotz 2001, S. 77
116 Hierin gründet für mich auch der Ausgangspunkt der später für Marx zentralen Unterscheidung von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, die Andreas Boes et al. im Zuge des Informationsraumes aufgreifen.
117 Schmid, Hans-Bernhard (2012): Wir-Intentionalität. Kritik des ontologischen Individualismus und Rekonstruktion der Gemeinschaft, S. 217
118 McLuhan 2011, S. 53
119 McLuhan, Marshall (1964): Underständing Media. The Extension of Man, S. 10. Eigene Übersetzung. Hier das Original: „The new media and technologies by which we amplify and extend ourselves constitute huge collective surgery carried out on the social body with complete disregard for antiseptics.“
120 Engell 2019, S. 188; Vgl. dazu auch Tillmann 2010.
121 „It begins to be evident that ‚touch‘ is not skin but the interplay of the senses, and the ‚keep in touch‘ and ‚getting in touch‘ is a matter of fruitful meeting of senses, of sight translated into sound and sound into movement, and taste and smell“ (McLuhan 1964, S. 60).
122 McLuhan 2011, S. 85
123 Tillmann 2010, S. 127. Hier trifft sich McLuhan auch mit der Leitidee von Elisabeth Ströker, für welche „die Funktionen des Subjekts als Leibwesen im Raum die genetisch frühesten und zugleich die erkenntnistheoretisch fundierenden sind, auf welchen die höheren Leistungen (das theoretische Denken) aufbauen“ (Hölling 1968, S. 211).
124 „Der taktile Aspekt liegt dabei kurz gesagt darin, dass die Entstehung dieses Mosaiks auf das elektrische Abtastverfahren der Fernsehkamera zurückgeführt wird. Die zweite Besonderheit des Fernsehbildes besteht für McLuhan darin, dass es ein Röhren- oder Strahlenbild ist. Es ist ein Bild, das durch einen Elektronenstrahl von hinten auf eine beschichtete Glasfläche, die sprichwörtliche gewordene „Mattscheibe“, projiziert wird“ (Schmidgen, Henning (2017): Bauhaus/TV. McLuhan, Giedion und die Medialität des Taktilen, S. 13).
125 McLuhan 2011, S. 52. Im Playboy Interview (1969) noch einmal: „Unlike film or photograph, television is primarily an extension of the sense of touch rather than of sight, and it is the tactile sense that demands the greatest interplay of all the senses“ (S. 12).
126 Siehe hierzu analytisch sehr erhellend Schmidgen 2017.
127 Schmidgen 2017, S. 4f
128 „Der Thomismus rückt den Tastsinn in die Nähe des sensus communis, eines psychischen Vermögens, das die in den äußeren Sinnen empfundenen Reize auswählt, zu einem kohärenten Ganzen formt und damit zugleich die Grundlagen für die Konstitution des Subjekts schafft“ (A.a.O., S. 8, Kursiv im Original).
129 Tomasello, Michael (2011): Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation.
130 Tillmann, S. 127
131 „If it is asked, ‚What is the content of speech?‘ it is necessary to say, ‚It is an actual process of thought, which is in itself nonverbal‘ (McLuhan 1964, S. 8). Speziell dieses Thema greife ich noch einmal im vierten Teil dieser Blogserie auf.
132 Wie sich die menschliche Kommunikation evolutionäre von den ersten Gesten bis hin zum Sinn verstehenden sprechen entwickelt haben beschreibt Michael Tomasello mit vielen eingängigen und empirischen Beispielen. Siehe Tomasello 2011.
133 A.a.O., S. 15
134 „Der sprachliche ‚Code‘ gründet auf einer nichtsprachlichen Infrastruktur des intentionalen Verstehens und auf einem gemeinsamen begrifflichen Hintergrund, der tatsächlich logisch vorrangig ist“ (A.a.O., S. 69).
135 Kovats, Stephen & Winkler, Steffi (2012): Die Aktualität der Ideen von Marshall McLuhan
136 A.a.O., S. 20. Hier folge ich sehr gerne vollumfänglich Michael Tomasello, weil es für mich erklären kann, wie Medien und ihr Gebrauch menschheitsgeschichtlich entstanden sind.
137 A.a.O., S. 348
138 McLuhan 2011, S. 85
139 Tomasello 2011, S. 29
140 Wittgenstein, Ludwig (1953): Philosophische Untersuchungen, § 23
141 „Ivins erklärt dann weiter, warum wir uns den Raum als eine Art selbstständigen Behälter vorstellen, während in Wirklichkeit der Raum ‚eine Eigenschaft oder Beziehung von Dingen ist und ohne sie nicht existiert'“ (McLuhan 2011, S. 53).
142 „Und eine Sprache vorstellen heißt, sich eine Lebensform vorstellen“ (Wittgenstein 1953, § 19).
143 Wittgenstein, Ludwig (1999): Philosophische Untersuchungen; Fett im Original kursiv.
144 Tomasello 2011, S. 363
145 „Menschen wenden nicht wie Computerprogramme strukturierte Regeln der Grammatik an, sondern beim Verwenden von Wörtern in konkreten Lebensformen bringen sie Bedeutungen und Muster hervor, die man im Nachhinein als Regeln rekonstruieren kann“ (Rammert 2005, S. 5). Hierzu auch Tomasello, Michael (2009): The usage-based theory of language acquisition
146 Hierzu auch Albert Keller: „Beim Wort – zum Unterschied von sinnlosen Silben – kommt hinzu, dass die Lautfolge etwas bedeutet, d. h. dass wir wissen, wofür sie gebräuchlich ist“ (Keller, Albert (1989): Sprachphilosophie, S. 93, kursiv von mir).
147 Tomasello 2011, S. 363
148 „Die Bedeutung ergibt sich nicht aus der Zeige-Geste selbst, sondern aus der gemeinsamen Erfahrung der Beteiligten: Es kann einfach nur meinen, dass dort der Schlüssel ist. Ich nenne das die ’soziale Infrastruktur‘ menschlicher Kommunikation“ (Michael Tomasello in: Hubert, Martin (2009): Von der Geste zur Sprache).
149 Schmid 2013, S. 241
150 Tomasello 2011, S. 235
151 „Aus Gründen, die wir nicht kennen, hatten an einem bestimmten Punkt der menschlichen Entwicklung Individuen, die mit gemeinsamen Absichten, gemeinsame Aufmerksamkeit und kooperativen Motiven ein gemeinsames Ziel verfolgen konnten, einen Anpassungsvorteil“ (Tomasello 2011, S. 18f).
152 Assmann, Jan (2005): Das kollektive Gedächtnis zwischen Körper und Schrift.
Zur Gedächtnistheorie von Maurice Halbwachs.
153 McLuhan 1969, eigene Übersetzung
154 Umgekehrt weist für ihn der Computer prinzipiell die Funktionalität des menschlichen Gehirns auf. Vgl. hierzu Leeker 2011, a.a.O.
155 Assmann, Jan (1998): Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, S. 10.
156 Assmann 1998, S. 10
157 A.a.O.
158 „Im Bereich der objektivierten Kultur und organisierten bzw. zeremonialisier­ten Kommunikation lassen sich ganz ähnliche Bindungen an Gruppen und Gruppenidentitäten beobachten, wie sie auch das Alltagsgedächtnis kennzeichnen“ (A.a.O., S. 11).
159 „Es gehört zu den Grundannahmen der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung […], dass kollektives Gedächtnis weder eine vom Individuum abstrahierte Instanz noch ein Resultat biologischer Mechanismen wie Vererbung ist“ (Erll, Astrid (2005): Medien und Gedächtnis. In: (Dies.): Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, S. 123).
160 Assmann 2005, S. 78. „Für Halbwachs gehört das ‚Gedächtnis der Dinge‘ zur Räumlichkeit des sozialen Gedächtnisses. Gruppen haben ihre Orte, die ihr Gedächtnis stabilisieren.“
161 Fernbach, Philip (2017): „Cognitive science shows that humans are smarter as a group than they are on their own. Eigene Übersetzung.
162 Echterhoff, Gerald (2004): Das Außen des Erinnerns: Was vermittelt individuelles und kollektives Gedächtnis? In: Erll et al. (Hrsg.): Medien des kollektiven Gedächtnisses: Konstruktivität – Historizität – Kulturspezifität, S. 61.
163 Lawson, Rebecca (2006): The science of cycology. Failures to understand how everyday objects work. In: Memory & Cognition Nr. 34 (8), S. 1667 – 1675
164 Assmann spricht von kommunikativer Vermittlung, was ich hier mit medialer Vermittlung gleichsetze, da die moderne Kommunikation eine mediale Kommunikation darstellt – jedenfalls im regelfall. Hier das Originalzitat: „Aus dieser Art von [alltäglicher] Kommunika­tion baut sich im Einzelnen ein Gedächtnis auf, das, wie Halb­wachs gezeigt hat, (a) sozial vermittelt, (b) gruppenbezogen ist“ (A.a.O., S. 10).
165 Erll 2005, S. 123; Hervorhebung im Original fett.
166 Siehe zum performativen Charakter speziell Joshua Meyrowitz in Kapitel 2.6.
167 A.a.O., S. 124
168 A.a.O., S. 123
169 „Für Halbwachs ist eben der Mensch ein in erster Linie konstellatives Phänomen, das in Bindungen lebt und nur im Rahmen dieser Bindungen verstanden und beschrieben werden kann“ (Assmann 2005, S. 71).
170 „Das kulturelle Gedächtnis verfährt rekonstruktiv, d.h, es bezieht sein Wissen immer auf eine aktuell gegenwärtige Situation“ (Assmann 1998, S. 13).
171 Sprenger, Florian (2011): From Psychedelics to Cybernetics. Wie Timothy Leary und Marshall McLuhan sich den Umgang mit Medien beibrachten
172 Sybille Krämer bringt ein typisches Beispiel für solche Theoriegebilde: „Die Stimme ist das Medium der Rede, aber sie dient ihr nicht einfach als Werkzeug und agiert nicht bloß als ihre Vollstreckerin“ (Krämer, Sibylle (1998): Das Medium als Spur und als Apparat, S. 76f).
173 Tomasello 2011, S. 363
174 Als Begriff siehe hierzu Searle, John R. (2004): Geist, Sprache und Gesellschaft.
175 „Diese Handlungen funktionieren nur dann, wenn beide Beteiligten mit einer psychologischen Infrastruktur von Fertigkeiten und Motivationen geteilter Intentionalität ausgestattet sind, die sich zur Erleichterung von Interaktionen mit anderen bei gemeinschaftlichen Tätigkeiten entwickelt hat“ (Tomasello a.a.O.).
176 A.a.O.
177 Hans Berhard Schmid führt die im Alltag ständig stattfindende Fixierung der Intentionalität „auf das Individuum“ auch auf die Struktur der Sprache zurück. Vgl. dazu Schmid 2012, S. 233
178 In einer Erweiterung auch künstlerische Leistungen und spirituelle Erfahrungen.
179 „Wenn gemeinsames Intendieren ein intersubjektiv-relationales Phänomen ist, sind gemeinsame Intentionen eben nicht von der Art, die ein oder mehrere einzelne, kollektive oder individuelle Subjekte haben – sie sind vielmehr etwas, worin Individuen sich teilen. Dieses ‚Sich-Teilen‘, diese Gemeinschaft, ist ein ursprüngliches Phänomen; es lässt sich nicht auf ein ‚Haben‘ reduzieren – “ (a.a.O., Kursiv im Original).
180 „Zeichen sind immer medial-materiell in (soziale) Praktiken eingebunden. Dadurch, dass Medienpraktiken zeichenhaft sind, werden sie erst intersubjektiv bedeutbar und bedeutsam. Bedeutungen sind insofern medienpraktisch, als sie in medialen Zeichen prozessiert werden“ (Dang-Anh et al. 2017, S. 20).
181 Dieses Zitat bezieht sich zunächst auf sogenannte nutzungsoffene Anwendersoftware. Aus meiner Sicht lässt sich das aber für den Gebrauch von Medien durchaus generalisieren, weil mindestens diese Art von Software bereits ein Medium darstellt. Vgl. hierzu Richter & Riemer (2013): Nutzungsoffene Anwendersoftware. In: Wirtschaftsinformatik Nr. 3/2013.
182 Hier ist die Mediendiskussion in der Kultur der Digitalität verortet, denn „der Begriff der Kultur wird [dort] sehr weit gefasst, als die Summe aller Artefakte, Institutionen und Prozesse, in denen soziale Bedeutung verhandelt werden“ (Stalder, Felix (2024): Kultur der Digitalität. Im Erscheinen.
183 „Während die mechanischen Techniken die körperlichen Funktionen des Menschen in ein Außen verlagern, exteriorisieren [für McLuhan] die elektronischen Medien das Zentralnervensystem und die Sinnesorgane“ (Krämer a.a.O., S. 77).
184 Siehe hierzu auch: Tomasello, Michael; Carpenter, M.; Call, J.; Behne, T. & Moll, H. 2005: Understanding and sharing intentions: The origins of cultural cognition. In: Behavioral and Brain Sciences, Nr. 28/2005, 675 – 735. Das wäre jetzt die unmittelbare Fundierung meines ersten Blogbeitrags zu diesem Thema.
185 Vor den stimmlichen Displays. Siehe hierzu noch einmal Tomasello 2011, S. 26
186 „Computer und Cyberspace stellen Modelle und Metaphern der Selbstbeschreibung bereit, die überhaupt erst ein Wissen um das möglich machen, was damals erfahren wurde – nämlich, so erscheint es im Zeitalter der Virtual Reality, ein Eintauchen in die Virtualität des Bewusstseins, wenn auch ohne technische Hardware. Virtual Reality ist, wie LSD, eine Erfahrungstechnologie“ (Sprenger a.a.O., S. 11).
187 Schmid 2012, S. 233 & 238
188 Das, „was Individuen empfinden, denken oder tun, wenn sie gemeinsam intendieren, […] ist ebensowenig von ihrer tatsächlichen Gemeinschaft abzulösen wie umgekehrt Gemeinschaft ohne gemeinsames Empfinden, Denken oder Fühlen bestehen kann“.(A.a.O., S. 239).
189 So wäre aus meiner Sicht aufzulösen, was Sybille Krämer (1998) hier beschreibt: „Mit Medien umzugehen heißt – metaphorisch gesprochen -, die lautlose, die unsichtbare Handhabung einer Ordnung, die wir nicht selbst gemacht und hervorgebracht haben“ (S. 90). Wir haben sie nicht individuell gemacht, aber das kollektive Intendieren schwingt in den Medien als „Spur“ immer mit. Insofern entziehen Medien „das Kommunizieren und Interpretieren“ gerade nicht dem „intentionalen Handlungsmodell“ (A.a.O.).
190 „Die ungewöhnliche Klein/Groß-Rechtschreibung des englischen Untertitels folgt spiegelbildlich dem Referenztitel von John L. Austin „How to do things with Words“ (Rammert a.a.O., Seite 1).
191 „The everyday colloquial definition of ‘digital’ embraces the fiction (or rather: the abstraction) of the disembodied nature of digital information processing“ (A.a.O., S. 20).

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